Kolumne

Yahoo hat zu hoch gepokertKolumne

06.05.2008

Microsoft hat es getan: Obwohl CEO Steve Ballmer mit grimmiger Entschlossenheit verkündet hatte, er werde Yahoo kaufen, und wenn es das Letzte sei, was er im Unternehmen anpacke, hat er die Internet-Company - zumindest allem Anschein nach - wie eine heiße Kartoffel fallen lassen. Damit lastet der Druck nun auf Yahoo-Chef Jerry Yang, der zu hoch gepokert hat. Er muss seinen Investoren jetzt erklären, warum es in Zukunft ohne Microsoft besser geht und warum es kein Problem ist, dass die Aktie erst einmal um rund 15 Prozent eingebrochen ist.

Microsoft hatte zuletzt 33 Dollar je Anteil geboten, Yahoo wollte 37 Dollar haben. Nach Bekanntwerden des geplatzten Deals sank die Yahoo-Aktie auf gut 24 Dollar. Will also Yahoo seine Investoren zum Schweigen bringen, sollte es dem Konzern bald gelingen, den Kurs um über 50 Prozent zu steigern. Einfach wird das nicht.

Yahoo lässt schon seit einiger Zeit eine klare Strategie vermissen. Das Unternehmen verliert Marktanteile und hat etliche Investoren verärgert, als ruchbar wurde, dass es einen signifikanten Anteil seines Geschäfts mit kontextabhängiger Werbung an Google outsourcen möchte. Warum das Theater wegen Microsoft, wenn man sich dann mit dem anderen Monopolisten einlässt? Auch die Geschäftsergebnisse von Yahoo trafen nicht immer die Erwartungen. Die Internet-Company hat Probleme, ihre Liquidität zu verbessern.

Doch auch für Microsoft ist die Situation alles andere als angenehm. Mit guten Argumenten hatte man der Öffentlichkeit dargelegt, warum diese Übernahme notwendig sei. Mit noch besseren Argumenten muss man sie nun vom Gegenteil überzeugen. Das Geschäft mit Online-Werbung will beim Softwarekonzern einfach nicht abheben, und nicht wenige Beobachter meinen: Mit dem Ausstieg aus dem Yahoo-Deal hat Microsoft im Ringen mit Google um den Internet-Werbemarkt aufgesteckt.

Der Yahoo-Deal hätte Microsoft die Chance gegeben, Google an einer ungedeckten Flanke, dem schwächelnden Geschäft mit Display-Anzeigen, anzugreifen. Diese Werbeform, kombiniert mit an Suchergebnissen gekoppelter Werbung, wäre nach Meinung von Analysten eine gute Chance gewesen, einen Markt zu besetzen, den Google zusammen mit der übernommenen Doubleclick erst erobern möchte. Im Display-Geschäft kommt es auf Dinge an, die sich auch Google erst noch erarbeiten muss - beispielsweise enge Kontakte zu Agenturen und einem Netzwerk von Mediaexperten.

Immerhin ist diese Chance für Microsoft noch nicht vergeben. Kaum ist der Deal mit Yahoo abgeblasen, wird auch schon darüber diskutiert, ob Time Warners AOL oder auch News Corp.s Fox Interactive zu Microsoft passen würden. Yahoo hat im Internet-Business keine Position, die Microsoft nicht auch durch die Übernahme eines anderen Content-Anbieters erreichen könnte - zumal die Kassen weiterhin prall gefüllt sind. Damit ist das Scheitern der Fusion für Yahoo eine größere Katastrophe als für die Gates-Company.