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X3: Foveon will die digitale Fotografie revolutionieren

11.02.2002
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MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Dass auch in Zeiten wirtschaftlicher Flaute die technische Innovation nicht stehen bleibt, beweist eindrucksvoll der Digital-Imaging-Spezialist Foveon. Dessen Ingenieure haben einen Bildsensor für Digitalkameras entwickelt, dessen Pixel die drei Grundfarben Rot, Grün und Blau gleichzeitig erfassen können. Dazu enthält jeder Bildpunkt drei Detektoren, die in unterschiedlicher Tiefe des Siliziums sitzen.

Herkömmliche Sensoren können pro Bildpunkt nur je eine der Grundfarben erfassen. Die Messungen dreier jeweils zusammengehöriger Punkte müssen anschließend kompliziert zum resultierenden Farbwert umgerechnet werden - was fast immer Ungenauigkeiten zur Folge hat. Foveons neuer Ansatz ließe sich sowohl für Einzel- als auch für Bewegtbilder nutzen. "Das ist ein unglaublicher Fortschritt", bescheinigt Alexis Gerard, Analyst bei Future Image. "Das ist sozusagen der Heilige Gral seit den Anfängen des Electronic Imaging."

Mit der japanischen Sigma Corp. hat sich laut "Wall Street Journal" bereits ein erster Kamerahersteller gefunden, der den Foveon-Sensor in seinen Geräten verbauen will. Das erste Modell wird vermutlich mehr als 3000 Dollar kosten, Foveon erwartet aber noch in diesem Jahr Geräte für weniger als 1000 Dollar. Dazu müsste die Firma ihre Technik allerdings an Massenmarkt-Anbieter wie Eastman Kodak lizenzieren. Madahv Mera, bei Kodak Director Digital Capture Systems der Professional Products Group, zeigte sich bereits beeindruckt. Wenn die Foveon-Technik wie versprochen funktioniere, könne sie die Industrie umkrempeln. "Das hätte durchschlagende Wirkung", vermutet Mera.

Weitere Beweise für ungebrochenen Forscherdrang gibt es ab heute in Phoenix zu sehen, wo die Hightech-Fachmesse Demo 2002 ihre Pforten öffnet:

Arraycomm, eine vom Handy-Pionier Marty Cooper gegründete Firma aus San Jose, zeigt den Prototyp eines ultraschnellen drahtlosen Netzes. Dieses überträgt mittels spezieller Antennen Daten mit einer Million Bit pro Sekunden - 20 mal schneller als 3G/UMTS.

Die Startup Lindenlab aus San Francisco präsentiert ihre mit finanzieller Rückendeckung von Mitch Kapor ("1-2-3") entwickelte Software für dreidimensionale Welten. Zahlende Kunden können hier à la "Sims" digitale Abbilder ihrer selbst schaffen und deren Lebensräume und sowie wirtschaftliche und soziale Regeln gestalten.

Privasys, ebenfalls aus San Francisco, stellt eine "Mehrzweck"-Kreditkarte mit Display und Steuerknöpfen vor, die mehrere Konten verwaltet und trotzdem in üblichen Lesegeräten funktioniert.

Spacedata aus Chandler in Arizona schlägt vor, bislang durch Mobilfunk nicht abgedeckte Gegenden über speziell ausgerüstete Wetterballons zu versorgen

Evolution Robotics, finanziert unter anderem vom Compaq-Mitgründer Ben Rosen und Bill Gross' Idealab, stellt ein spezielles Betriebssystem für Roboter vor, das sich unter anderem der Gebiete "Sicht" und Navigation annimmt.

Neben Startups sind auf der Demo aber auch erstmals große Institutionen und Firmen vertreten. Das NASA Ames Laboratory beispielsweise stellt neue Methoden vor, wie sich die Routenplanung im US-Luftraum beschleunigen lässt, ohne die Sicherheit zu verringern. Und der Mobilfunkriese Sprint stellt seine Entwicklung "E-Assistants" vor - Computer, die Mimik und Sprache eines Nutzers analysieren und anschließend entsprechend seiner Vorlieben und Antipathien Informationen liefern.

Ferner verfeinern bereits etablierte Internet-Anbieter in Phoenix ihre Geschäftsmodelle. Der ASP (Application Service Provider) Salesforce.com will seine Software künftig stärker konfigurierbar gestalten und auch offline nutzbar machen. Der Dienstleistungs-Marktplatz Elance plant neue Software, die Anwenderunternehmen das Outsourcing von Projekten erleichtern soll. (tc)