Worauf CIOs wetten

30.11.2012
Die IT-Macher glauben unter anderem, dass Echtzeitanalysen Mainstream werden, SaaS sich auf breiter Front durchsetzt und der CIO mehr Bedeutung bekommt.

Wollen wir wetten?, fragte die Redaktion der CW-Schwesterpublikation "CIO" ihre Leser. Und viele legten sich auf eine Prognose für die kommenden zehn Jahre fest. Das diesjährige "CIO Handbuch" beschreibt ein rundes Dutzend IT-Visionen von denjenigen, die es wissen sollten: den Chief Information Officers. Vier von ihnen stellten ihre Thesen persönlich vor und lieferten sie anschließend dem Urteil der Kollegen aus. So geschehen am Morgen nach der Gala zum "CIO des Jahres".

Etwa ein Drittel in der Cloud

Zustimmung erntete Michael Gorriz, CIO des Automobilkonzerns Daimler, mit seiner Ausage: "Ich wette, dass der Anteil der Cloud-Nutzung in Unternehmen (speziell für Software as a Service) bis 2023 auf 30 Prozent steigen wird." Ein potenziell stärkeres Wachstum werde durch die "natürliche Änderungsgeschwindigkeit" der IT-Landschaften begrenzt, die bei sechs Prozent im Jahr liege, so der Daimler-CIO. Zudem gebe es eine Reihe von Anwendungsgebieten, die sich auch für die Anbieter nicht lohnten: "SaaS ist ein Wirtschaftsmodell, das sich nur rechnet, wenn der Mehraufwand für die Bereitstellung ausgeglichen wird durch die entsprechend verbreiterte Anwenderschaft."

Die versammelten Standeskollegen konnten sich dieser Sichtweise anschließen. Bis auf zwei entschieden sich alle dafür, dieser These "prinzipiell" zuzustimmen.

Neue Regeln durch Echtzeitanalyse

Mit nur drei Zweiflern konnte auch Ralf Schneider bei der überwiegenden Mehrheit der CIOs punkten. Die These, die der CIO der Allianz Versicherungsgruppe aufstellte, lautet: "Ich wette, dass Realtime Analytics in zehn Jahren die Spielregeln des gesamten Geschäfts verändert haben werden."

Für einen Versicherungskonzern ist eine möglichst aktuelle Risikoabschätzung sicher ein Wettbewerbsvorteil. Aber auch Privatleute könnten von der Echtzeitanalyse profitieren. Schneider verwies auf die Berliner Charité, die ein ganzes Netzwerk von Onkologen einspannt, um für jeden Krebspatienten die jeweils erfolgversprechendste Behandlungsmethode herauszufilten. "An Daten zu gelangen ist inzwischen keine Schwierigkeit mehr", schrieb Schneider im CIO-Jahrbuch: "Die schwierigste Herausforderung wird sein, zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Fragen zu stellen."

Quasi Health as a Service

Das Thema Medizin liegt naturgemäß auch Helmut Schlegel am Herzen. Der Leiter IT Verbund Klinikum Nürnberg wettete, "dass in zehn Jahren jeder zwanzigste Bürger über sechzig einen medizinischen Datenkommunikator am Körper tragen wird". Sinn und Zweck ist die medizinische Präventivbetreuung rund um die Uhr mit Hilfe einer GPS-Verortung.

Die Gegenwette hielten vier von etwa 30 anwesenden CIOs. "Das ist dann quasi Health as a Service oder die Übertragung des Server-Monitoring-Prinzips auf den Menschen", scherzte Erich Ehbauer, CIO der Apollo Optik Holding.

CIO und CFO gleichgestellt

Deutlich mehr Widerspruch ernte Jürgen Renfer, CIO der Kommunalen Unfallversicherung Bayern (KUVB), mit seiner Aussage: "Ich wette, dass sich in zehn Jahren die CIOs auf der gleichen Hierarchiestufe wie die CEOs und CFOs befinden."

Vermutlich hätte Renfer den Chief Executive Officer aus seiner Wette heraushalten sollen - zumindest, wenn ihm an allgemeiner Zustimmung gelegen war. "Wie CFO ja, wie CEO nein", schrieb jemand unter seine These - und dürfte damit vielen aus der Seele gesprochen haben. Wie viele der CIOs nun tatsächlich glauben, dass sie in zehn Jahren mit dem Finanzchef gemeinsam im Unternehmensvorstand oder der Geschäftsleitung sitzen werden, ließ sich auf diese Weise nicht zweifelsfrei feststellen.

Von Karin Quack

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