IT im Gesundheitswesen/Kommentar

Wie viel IT braucht die Medizin?

16.11.2001
Christoph Witte Chefredakteur CW

Fähige Ärzte, gute Pillen und eine effektive Verwaltung sollten eigentlich ausreichen, um ein Gesundheitswesen effektiv zu machen. Diese drei Ingredenzien sind - wenn auch zum Teil nicht in genügend hoher Dosis - hierzulande vorhanden. Warum sind dann in Deutschland die Kosten für die medizinische Versorgung so hoch wie in kaum einem anderen Land, ohne dass die hohen Aufwände durch eine besonders hohe Qualität gerechtfertigt würden? Weil erst das reibungslose Ineinandergreifen der Subsysteme ein effektives Ganzes schafft.

Um einerseits Reibungsverluste zwischen Verwaltung und Ärzten zu verringern und andererseits die Effizienz der Patientenversorgung zu steigern, vermag die IT im Prinzip hervorragende Dienste zu leisten. Was DV in diesem Zusammenhang bringen kann, lässt sich am Beispiel des Universitätsklinikums Essen ablesen (siehe Seite 52), wo elektronische Patientenverwaltung, Verteilung und Archivierung digitaler Röntgenbilder und "distance learning" keine Fremdwörter mehr sind, sondern schon bald gelebter Alltag.

Aber leider gibt es in Deutschland kaum ein System, dass so komplex und von Gesetzen und Standesregeln extrem bürokratisiert und damit erstarrt ist wie das Gesundheitswesen. Das Essener Beispiel ist deshalb die rühmliche Ausnahme von der Regel. Gebeutelt von Budgetzwängen und Standesdünkel der Ärzteschaft, bemerken die meisten Krankenhäuser nicht, wie viel Freiraum ihnen auf lange Sicht die IT geben könnte. In den USA ist das wieder einmal anders. Auch dort verschlingt "Health Care" gewaltige Summen des staatlichen Budgets. Aber im Unterschied zu uns hat man dort erkannt, wie viel die IT hier helfen kann. Die Kliniken setzen die Technologie viel schneller ein als unsere. Was wiederum bedeutet, dass die Herstellerschaft sich stärker um diesen Markt kümmert und er so viel schneller voran kommt als bei uns.