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Wie sich kleine Buchhändler gegen Amazon und Co behaupten

18.12.2013
Kaum eine andere Branche leidet so sehr unter der Internet-Konkurrenz wie der Buchhandel. Trotzdem halten sich viele kleine Buchhändler in ihrer Nische und freuen sich über gute Umsätze im Weihnachtsgeschäft.

Auf der Liste der beliebtesten Weihnachtsgeschenke stehen Bücher in diesem Jahr auf Platz eins. Die Biografie von Nelson Mandela, der neue Besteller von Jonas Jonasson oder der achte Teil von Gregs Tagebuch? Geschmackssache. Fest steht: Jeder Zweite will seine Liebsten mit einem Buch erfreuen und dafür im Schnitt 33 Euro ausgeben, wie eine Umfrage der Beratungsgesellschaft Ernst & Young vor wenigen Wochen ergab.

Davon profitieren nicht nur große Ketten wie Thalia oder Hugendubel: Auch etliche kleine Buchhändler schlagen sich erfolgreich gegen die übermächtige Konkurrenz von Amazon & Co. Sie heißen "Leselust" oder "Bücherwurm" und freuen sich über die Solidarität ihrer Kunden, die sich gegen den Trend stemmen und lieber vor ihrer Tür einkaufen als im Internet. Viele kleine Buchhändler meldeten schon zum Auftakt des Weihnachtsgeschäfts steigende Umsätze.

Den Kunden der kleinen Buchgeschäfte geht es nicht um Nostalgie, sondern um die Unterstützung der Geschäfte in ihrem Wohnviertel. "Unsere Nachbarn bringen uns viel Wohlwollen entgegen", sagt Marianna Geier, die in einem Münchner Stadtteil die Buchhandlung "Buch & Bohne" betreibt. "Aber Wohlwollen allein reicht nicht auf Dauer."

Inmitten tausender Bücher können die Kunden in ihrem Geschäft auch selbstgebackenen Kuchen essen und Cappuccino trinken. Als Geier das Geschäft vor drei Jahren eröffnete, musste sie den Vermieter aber erstmal davon überzeugen, dass ein Buchladen im Internet-Zeitalter überleben kann. "Er hätte lieber einen Metzger gehabt", erinnert sie sich.

Die Statistik gibt ihm recht: Allein im vergangenen Jahr gaben nach Angaben des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels fast 50 Buchhändler in Deutschland auf. Vor allem das Internet macht den Geschäften zu schaffen: Während der Umsatz im stationären Buchhandel in den vergangenen fünf Jahren um rund 460 Millionen auf 4,6 Milliarden Euro schrumpfte, legte der Online-Handel zugleich um mehr als eine halbe Milliarde auf knapp 1,6 Milliarden Euro zu.

Derzeit gibt es noch rund 6000 Buchhandlungen in Deutschland. "Buch & Bohne" gehört immer noch dazu und der Vermieter zweifelt inzwischen nicht mehr an der Auswahl seiner Mieterin: Das Geschäft läuft gut und schreibt schneller als gedacht schwarze Zahlen. Zum Erfolgsrezept gehört neben Kaffee und Kuchen vor allem die Beratung.

Nur etwa jeder fünfte Kunde hat konkrete Wünsche, wenn er ins Geschäft kommt, schätzt die Buchhändlerin. Einige bestellen auch direkt bei ihr über das Internet. Alle anderen haben nur vage Vorstellungen und verlassen sich auf Empfehlungen. Geier und ihre beiden Mitarbeiterinnen haben einen Großteil der Bücher selbst gelesen und wissen, was gut ist. "Wenn hier stattdessen drei Automaten stünden, hätten wir 20 Prozent vom Umsatz."

Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels sieht in derartigen Konzepten die Zukunft. "Erfolgreich sind Buchhandlungen, die sich jetzt klar positionieren und ihre Vorzüge gegenüber dem Online-Handel darstellen und ausspielen. Das sind vor allem die Beratungskompetenz und der persönliche Kontakt, die kein Online-Anbieter bieten kann", erklärt der Verband.

Wegen der Buchpreisbindung sind die Bücher im Internet auch nicht billiger als im Geschäft. Den von vielen Geschäftsleuten gefürchteten "Beratungsklau", also die Beratung im Geschäft und den anschließenden Kauf im Internet, hat Buchhändlerin Geier auch deshalb nicht festgestellt. Im Gegenteil: Einige ihrer Kunden suchen sich ihre Bücher im Internet aus - und bringen ihr die ausgedruckte Liste dann ins Geschäft, um die Bücher dort zu kaufen. (dpa/tc)