Wird Datex-L um 100 Prozent teurer als geschätzt?

Wer Datex plant, den trifft der Zufall härter

05.02.1982

WIEN (eks) - Auf Anwender, die sich ins Datex-Netz verstricken wollen, warten Überraschungen. Die Gebührensituation ist nach wie vor unübersichtlich, vor allem zwischen jetzigen Stand- und Wählleitungen einerseits und Datex andererseits. Ein derzeit diskutierter Vorschlag, in Datex-L nach Gebühreneinheiten abzurechnen, könnte in manchen Fällen die Verbindungsgebühren um fast 100 Prozent verteuern.

Interessante Details über den zukünftigen Datex-Alltag kamen im ADV-Arbeitskreis Rechnernetze zur Sprache. Nach wie vor Diskussionspunkt Nummer 1 ist die Gebührensituation. Bestätigt wurde zunächst die bereits gemachte Feststellung, daß sich Datex-L erst ab etwa 75 Prozent Auslastung der Übertragungskapazität rentiert und anderenfalls Datex-P günstiger ist (CW 30 /81).

Dieses Verhältnis würde sich nach einem derzeit post-intern diskutierten Vorschlag noch verschlechtern. Um die existierenden Gebührenverrechnungsprogramme des Telex-Dienstes einsetzen zu können, plant die Post, in Gebühreneinheiten von 85 Groschen abzurechnen, obwohl die Verbindungszeit auf 100 msec. genau erfaßt wird. Das hieße, daß unabhängig von der Verbindungsdauer je Verbindungsaufbau eine Mindestgebühr von 85 Groschen verrechnet würde. Dies benachteiligt kurze und häufige Transaktion, wie sie beispielsweise Banken haben. Tabelle 1 zeigt, welche Verbindungsdauer für den Betrag möglich ist, welche Datenmenge in dieser Zeit übertragen werden kann und wieviel die Übertragung von 100 Byte nach beiden Verrechnungsvarianten kosten würde. Bei hoher Übertragungsgeschwindigkeit und immer dann, wenn durch die Übertragungsgerade die nächste Gebühreneinheit "angepatzt" wird, kann dies Mehrkosten von fast 100 Prozent bedeuten. Jedenfalls würde die Rentabilitätsgrenze zwischen Datex-L und DDL (bei 9600 bps) bei Verrechnung von Gebühreneinheiten stark sinken.

Um in dieser recht unübersichtlichen Situation die Anwender bei der Auslegung ihrer Datex-Verbindungen zu unterstützen, plant die Post einen ziemlich ausführlichen Beratungsservice, der in Form einer geschlossenen Benutzergruppe den eigenen Dienststellen, aber auch interessierten Herstellern zur Verfügung steht. Bei diesem Service spezifiziert der Anwender an einem Btx-Terminal im Dialog sein Leitungsnetz mit Abschätzungen der Belastung. Das System errechnet dann die Kosten in vier Varianten (Datex-L und -P, DDL, DDP). Es wird allerdings nicht gemixt oder optimiert. Das muß der Anwender durch Variation seiner Eingabe selber tun. Außerdem sollen in Btx den Herstellern von Datenendeinrichtungen kostenlos Informationsseiten zur Verfügung gestellt werden. Hersteller, die von dieser Möglichkeit Gebrauch machen, werden durch Aufnahme in die oben erwähnte Benutzergruppe belohnt und können ab etwa Mitte 82 ihre Kunden Btx-unterstützt beraten. Diese Initiative ist auch deswegen erwähnenswert, weil sich sowohl in Österreich als auch Deutschland öffentliche Dienststellen derzeit eher Btx-abstinent geben.

Wer sich genauer für die Einteilung der Gebührenzonen interessiert, wird eine entsprechende Landkarte bei der Informationsstelle der Post in Kune anfordern können (Telefon: 78 15 1 1).

Der Zeitplan für die Einführung und Inbetriebnahme von Datex sieht laut D. I. Sambor von der ÖPT derzeit folgendermaßen aus:

- Herstellertestbetrieb: Läuft bereits und soll voraussichtlich bis Juli 1982 dauern.

- Anwendertestbetrieb: Eine begrenzte Zahl ausgewählter Anwender versucht sich an einer begrenzten Zahl von Anschlüssen. Dauer etwa drei Monate.

Wenn sich Datex in dieser Phase, die auch verlängert werden kann, bewährt

- gebührenfreier Probebetrieb: Grundsätzlich beliebig viele Anwender können auf die Dauer von drei bis sechs Monaten ihre DFÜ auf Datex umstellen und es in dieser Zeit gebührenfrei benutzen.

Allerdings werden im ersten Halbjahr des Betriebes nur etwa 600 bi(..) 800 Anschlüsse hergestellt werden.

Aufpassen müssen Anwender mit umfangreichem Leitungsnetz auch bei der Raumplanung. Datenanschlußgeräte (DAG) gibt es nämlich zunächst nur als Einzelgeräte, die dann gegebenenfalls gestapelt werden müssen. Bei Modems sollte man sich rechtzeitig um Exportmöglichkeiten umsehen. Die gekauften Modems muß der bisherige Benutzer wohl selbst verwerten.