Multimedia-Jobs: Kreativ für wenig Geld

Web-Master arbeiten länger und verdienen weniger

09.07.1999
MÜNCHEN (CW) - Multimedia-Spezialisten blicken vermutlich ein wenig neidisch auf ihre Kollegen in der Informationstechnologie. Denn der Boom ihrer Branche hat sich nicht auf ihren Konten niedergeschlagen. Im Gegenteil, die Jahresgehälter sind im Vergleich zu 1998 sogar um drei Prozent zurückgegangen.

Daß die deutsche Multimedia-Branche unaufhörlich zulegt und damit auch einen wachsenden Personalbedarf hat, ist die gute Nachricht, die die aktuelle Gehaltsstudie des Deutschen Multimedia-Verbandes (dmmv) und des Münchner Hightext-Verlags zeigt. Dieser Aufwärtstrend geht aber mit einem Rückgang der Jahresgehälter einher, wie die Umfrage unter 100 Multimedia-Unternehmen zeigte. So liegt im Bereich HTML/Web-Entwicklung der Durchschnittsverdienst bei 65000 Mark im Jahr. 1998 verdienten Web-Designer und Web-Master noch fünf Prozent mehr. Schon im vergangenen Jahr zeigte die Untersuchung, daß die Gehaltsspanne ausgesprochen breit ist: Je nach Agentur, verdienten Web-Master 30000 oder auch 120000 Mark brutto im Jahr.

Diese oberen Gehaltsränge sind aber in der Branche nicht üblich. Allein die Programmierer in leitenden Funktionen konnten im Vergleich zum Vorjahr um acht Prozent zulegen, ihr jährlicher Durchschnittsverdienst liegt bei 100000 Mark. Selbst Geschäftsführer müssen sich im Durchschnitt mit einem Jahresgehalt von 138000 Mark begnügen, was gegenüber 1998 einem Minus von sechs Prozent entspricht. Dafür müssen die Mitarbeiter durchschnittlich mit 47,5 Stunden in der Woche eine Stunde länger arbeiten als noch im Vorjahr.

"Viele kleine Agenturen drängen auf den Markt. Gerade im Bereich Web-Design tobt inzwischen ein Preiskampf", berichtet Lutz Goertz vom dmmv. Dazu paßt auch, daß die Pro-Kopf-Umsätze in den Firmen zurückgegangen sind. 1999 lag die Durchschnittsgröße der Unternehmen bei 21 festen Mitarbeitern und einem erwirtschafteten Umsatz von knapp vier Millionen Mark.

Den wachsenden Personalbedarf decken immer mehr Agenturen mit Auszubildenden. Mittlerweile beschäftigt bereits jedes dritte Unternehmen Azubis.

"Diese werden lieber genommen als Quereinsteiger, die nach einer Umschulung den Weg in die Multimedia-Branche suchen", sagt Goertz.