CW-Interview mit Alex Kettenring

Was wird aus RIM?

13.06.2012
Von 
Uwe Küll ist freier Journalist in München.
Axel Kettenring, Geschäftsführer von RIM Deutschland, über Krisenursachen und Auswege.

CW: Herr Kettenring, es ist nicht zu übersehen, dass Research in Motion von der rasanten Entwicklung des Gesamtmarkts für Mobilgeräte nicht in gewohnter Weise profitieren kann . Wie wollen Sie das ändern?

Deutschland-Geschäftsführer Axel Kettenring erwartet von Blackberry 10 die Rückkehr zu alter Stärke.
Deutschland-Geschäftsführer Axel Kettenring erwartet von Blackberry 10 die Rückkehr zu alter Stärke.
Foto: RIM

Kettenring: Mit Blackberry 10 haben wir ein brandneues QNX-basierendes Betriebssystem in der Entwicklung. Dieses wird jetzt zu der technischen Reife geführt, die erforderlich ist, um den Qualitätsmaßstäben von RIM für Sicherheit, Zuverlässigkeit und Kommunikation in Echtzeit gerecht zu werden. Und natürlich entwickeln wir diese Kerntugenden in der Zwischenzeit auch bei den bestehenden Produkten weiter. So haben wir beispielsweise alle unsere Produkte mit dem Betriebssystem Blackberry 7 vom TÜV Rheinland in puncto Sicherheit zertifizieren lassen. Damit wird den Geräten bescheinigt, dass Anwenderdaten nicht ungefragt mit Social-Media-Plattformen wie Facebook ausgetauscht werden, wenn der Anwender sein Gerät entsprechend eingestellt hat.

Ein anderer wichtiger Punkt ist das Thema Kommunikation in Echtzeit. Sie wird für wettbewerbsfähige Unternehmens-prozesse immer wichtiger. Für den Anwender bedeutet das: Dinge rasch und zuverlässig erledigt zu haben. Und dabei unterstützen wir ihn. Mit Blackberry 10 werden wir diese Funktionen noch weiter ausbauen, um die Vernetzung der Nutzer voranzutreiben. Zu den Highlights gehören unter anderem ein neues User Interface, ein intuitives Keyboard, das sich dem Nutzer und seinen Gewohnheiten anpasst, wie auch eine neuartige Fotooption zur Nachbearbeitung von Bildern.

CW: Sie haben die Bedeutung des Faktors Zuverlässigkeit angesprochen. Wie bewerten Sie in diesem Zusammenhang den Ausfall des Network Operating Centers im Herbst des vorigen Jahres und seine Folgen?

Kettenring: Der kurzzeitige Ausfall des NOC beruhte auf einem Hardware-fehler. Wir haben daraus gelernt und mehr Redundanz in unsere Systeme eingebaut, um das Risiko weiter zu minimieren. Ich möchte aber auch darauf hinweisen, dass keine einzige Mail oder Blackberry-Message durch den Ausfall verlorengegangen ist. Sämtliche Meldungen blieben erhalten und wurden - leider teils erheblich verspätet - zugestellt.

CW: Was hat sich geändert, seit Thorsten Heins das Unternehmen führt?

DAS BlackBerry 10 Dev Alpha von RIM.
DAS BlackBerry 10 Dev Alpha von RIM.
Foto: Research in Motion

Kettenring: Sowohl von Mitarbeitern als auch von Kundenseite bekomme ich nur positives Feedback zur Unternehmensführung von Thorsten Heins. Er ist sehr stark fokussiert auf die Einführung des neuen Betriebssystems. Wir werden damit genauso Geschichte schreiben wie in der Vergangenheit mit anderen wegweisenden Produkten und Diensten. Ein Aspekt bei Blackberry 10 wird echtes Multitasking sein, das heute immer wichtiger wird.

CW: Herr Heins kommt von Siemens, einem Unternehmen, das mit seiner Mobilfunksparte nach Meinung von Experten vor allem an Fehlern in Marketing und Kommunikation gescheitert ist. Besteht bei Blackberry jetzt nicht das gleiche Problem?

Kettenring: In Deutschland sind wir ja vor allem im Geschäftskundenbereich stark, und vielleicht lässt sich unser Ansatz vor diesem Hintergrund am besten erklären. Beim Blackberry kann der Benutzer insgesamt etwa 700 Parameter einstellen. Mit Benutzer meine ich jetzt zunächst den IT-Leiter eines großen Unternehmens. Denn er entscheidet letztlich, welche Funktionen eines Endgeräts den Anwendern am mobilen Arbeitsplatz überhaupt zur Verfügung stehen.

Das ist gut und sinnvoll, führt aber beim Endanwender unter Umständen zu dem Eindruck: Dieses Gerät kann ja relativ wenig. Natürlich müssen wir da im Privatkundenbereich mit der geeigneten Kommunikation gegensteuern, aber auch mit unserem Produktportfolio. Nehmen wir zum Beispiel Blackberry Balance. Diese Funktion von Blackberry OS 7 ermöglicht es dem Anwender, auf dem gleichen Gerät ein Business-Profil mit eingeschränkter Funktionalität zu nutzen und parallel dazu ein privates Profil, mit dem er diese Einschränkungen nicht hat.

CW: Wann wird denn der große Hoffnungsträger Blackberry OS 10 auf den Markt kommen?

Kettenring: Wir gehen davon aus, dass die ersten Geräte mit dem neuen System noch in diesem Jahr verfügbar sein werden. Die ersten Entwicklergeräte haben wir bereits Anfang Mai ausgegeben. (mhr)