Was kostet was im EDV-Bereich?

23.02.1979

Referent der Integrata, Tübingen. Wer EDV-Kapazitäten managt und vor allem wie er sie managt, wird immer mehr unter die Konstenlupe genommen. Je größer die Abhängigkeit der Industrie, der Verwaltung und der Wirtschaft ganz allgemein von Computersystemen, desto mehr Kontrolle muß sich der DV-Bereich gefallen lassen.

Zur Leistungskontrolle, zum Tuning, zur Konfigurierung, zur Kapazitätsplanung und zur Auswahl neuer Systeme werden schon öfters Meßeinrichtungen eingesetzt. Obwohl auch isolierte Messungen und Auswertungen gute Ergebnisse liefern können, empfiehlt es sich, den Informationsfluß der erfaßten Leistungsdaten neu zu durchdenken und zu konzipieren. Es ist natürlich nicht möglich, die bestehende Organisation im DV-Bereich vollkommen neu zu gestalten. Das sogenannte "Installationsmanagement" versucht durch Systematik eine größere Transparenz im DV-Bereich zu schaffen. Die bestehende Aufteilung der Aufgaben läßt sich aber nur ziemlich schwierig ändern. Die Organisationsstruktur im DV-Bereich folgt keineswegs der überdurchschnittlichen Dynamik der Hardware- und Software-Entwicklung. Bild 1 zeigt eine typische Organisationsstruktur mit den wesentlichsten Tätigkeitsgebieten.

Bezüglich den Meßinstrumenten kommen Hardware- und Softwaremonitoren, Accountingpakete, Simulationsprogramme und Benchmarks in Frage. Bild 2 zeigt eine Verteilung des Einsatzes von Monitoren und von Accountingpaketen. Simulationsprogramme werden noch relativ selten eingesetzt. Benchmarks jedoch findet man bei fast allen Installationen.

In den meisten praktischen Fällen fehlt noch die eindeutige Zuordnung zwischen Leistungsmessung und der dafür verantwortlichen Abteilung im DV-Bereich. Wo gehört aber die Leistungsmeßgruppe hin? Ist überhaupt eine eindeutige Zuordnung möglich? Wie wird dadurch der Informationsfluß "gestört"? Viele DV-Anwender stehen noch ratlos vor diesen Fragen.

Um diese Fragen leichter beantworten zu können, müssen zunächst die Einsatzmöglichkeiten der Meßinstrumente in bezug auf die wichtigsten Tätigkeitsbereiche untersucht werden. Bild 3 faßt diese zusammen. Wenn man Bild 1 und 3 gemeinsam analysiert, läßt sich keine eindeutige Zuordnung zwischen der Leistungsmessung und einem der DV-Bereiche erkennen. Bezüglich der Zugehörigkeit gibt es mehrere Alternativen; einige davon werden nachfolgend diskutiert. Alternative 1:

Die Meßinstrumente bleiben in dem Bereich, wo sie beschafft worden sind.

Dadurch ist der Einsatz zwar garantiert, aber es bleibt unvorstellbar, daß Standardisierung und Koordination der Messungen dort angestrebt werden. Alternative 2:

Die Leistungsmessung wird der Produktion zugeordnet.

Dadurch erzielt man gute Ergebnisse bei der Kontrolle der Systemleistungen (Servicegrad, Auslastung, Verfügbarkeit). Demgegenüber bleiben aber Tuningmaßnahmen vernachlässigt. Alternative 3:

Die Leistungsmessung wird dem Hardwarebereich zugeordnet.

Obwohl in diesem Fall (hauptsächlich mit Hardwaremeßmitteln) der Hardwarebereich genau und ausgiebig gemessen wird, unterbleiben umfassendere, kontinuierliche Messungen. Manchmal wird die Messung zur Wartungshilfe degradiert. Alternative 4:

Die Leistungsmessung wird dem Softwarebereich zugeordnet.

Es werden ausführliche Messungen im Softwarebereich - am liebsten nur für das Betriebssystem - durchgeführt, wobei die Systemüberwachung, die Analyse der Verlustzeiten und planerische Gesichtspunkte vernachlässigt werden. Es herrscht unverständlicherweise eine Voreingenommenheit gegen Hardware-Meßmethoden. Alternative 5:

Die Leistungsmessung wird dem Anwenderbereich zugeordnet.

Es können sehr gute Ergebnisse bei der Optimierung von Anwenderprogrammen mit Hilfe von Softwaremonitoren erzielt werden. Alternative 6:

Die Leistungsmessung wird dem DV-Management zugeordnet.

Man kann mit der richtigen Verteilung der Aufgaben rechnen. Nachteilig kann allerdings wirken, daß alle Bereiche die Überwachung ihrer Tätigkeiten befürchten. Dazu kommt noch, daß die Manager sich überlastet fühlen, weshalb "keine Zeit" für zusätzliche Meßaktivitäten übrig bleibt.

Eine repräsentative Größenverteilung in der Leistungsmeßgruppe zeigt Bild 4. Die Größe hängt natürlich von der Installationsgröße ab. Man berichtet, daß man etwa 3 Prozent des Gesamtbudgets für die Leistungsmessung aufwenden sollte. Damit sei die Wirtschaftlichkeit garantiert. Die Kosten setzen sich aus Personalkosten, Ausgaben für Meßeinrichtungen und aus Rechenzeit (wenn überhaupt) zusammen. Ohne die bestehenden Organisationsstruktur groß ändern zu müssen, kann eine Gruppe der Hardware-/Software-Planung mit den Aufgaben der Leistungsmessung beauftragt werden. Ideal wäre es, wenn diese Gruppe dem DV-Management unmittelbar berichten würde.