Keine Entscheidung auf Hauptversammlung, aber

Votum der NCR-Aktionäre setzt Exley unter Druck

12.04.1991

DAYTON/NEW YORK (CW) - Weiterhin offen ist der Ausgang des Übernahmekampfes zwischen AT&T und NCR. Nachdem die außerordentliche Aktionärsversammlung der NCR-Anleger den New Yorkern nicht den erhofften Erfolg bescherte, scheinen beide Parteien nun immerhin bereit für konstruktive Verhandlungen zu sein.

Der 28. März 1991 sollte die Entscheidung bringen. Mit rund 80 Prozent übernahmewilliger NCR-Aktionäre hätte AT&T das Board of Directors des umworbenen Computerherstellers aus Dayton stürzen und sich durch Einsatz eigener Manager die NCR Corp. endlich einverleiben können. Doch AT&T-Chairman Bob Allen hatte sich zu früh gefreut. Denn obwohl er den NCR-Aktionären noch ein zusätzliches Zuckerl anbot, indem er ihnen bei Erreichen der 80-Prozent-Mehrheit 100 Dollar pro Aktie in Aussicht stellte, stimmten nur 60 Prozent der Anleger für eine Ablösung des NCR-Boards. Dadurch können die New Yorker vier der zwölf Board-Sitze besetzen. Ausgetauscht wird dabei auch NCR-Chairman Charles Exley, der erbittertste Gegner der Übernahme durch AT&T in den vergangenen Monaten.

Obwohl die Abstimmung der NCR-Aktionäre für AT&T enttäuschend verlief, steht nun Charles Exley unter Druck, einen Kompromiß mit dem New Yorker Telefonkonzern zu finden. Da sich nämlich trotz allem die Mehrheit der NCR-Anleger für AT&T aussprach, kann der Chairman des Computerherstellers aus Dayton nicht mehr argumentieren, Widerstand im Sinne der Aktionäre zu leisten. Entsprechend moderate Töne sollen denn auch beide Parteien nach der Hauptversammlung angeschlagen haben. So berichtet "vwd", Charles Exley habe erklärt, man sei einer Vereinbarung nähergerückt, und die Verhandlungen würden in Kürze fortgeführt. Von AT&T-Direktor Robert M. Karvner wiederum verlautete, das Umfeld habe sich geändert, ein Gedankenaustausch sei möglich geworden.

Dennoch wird auf beiden Seiten weiterhin mit harten Bandagen gekämpft. So reduzierte Exley zwar auf Anraten seiner Banker seine Forderung mittlerweile von 125 auf 110 Dollar pro Aktie. Allen aber wiederum ließ verlauten, daß auch dies für ihn untragbar sei. Daraufhin schlug Exley einmal mehr den unversönlichen Ton der vergangenen Monate an und teilte seinem Kontrahenten unmißverständlich mit, daß nur dieses Angebot gelte, käme es nunmehr zu einer schnellen Einigung.