Vodafone - das geringere Übel (6.06.2002)

07.06.2002
Von Christian Struck
Vodafone hat einen Verlust von 21 Milliarden Euro im vergangenen Jahr und damit einen neuen britischen Rekord vorgelegt. Lohnt sich die Investition in die Aktie dennoch?

Obwohl Vodafone jüngst den höchsten Verlust, der jemals von einer britischen Firma ausgewiesen wurde, veröffentlichte, teilt sich das Lager der Analysten in Optimisten und Skeptiker. So empfiehlt beispielsweise Nomura die Vodafone-Aktie zum Verkauf, da am zukünftigen Wachstum gezweifelt wird. West LB Panmure hingegen erwartet weiterhin ein rasantes Wachstum und rät zum Kauf des Papiers.

Den Laien mag es überraschen, dass es nach einem Jahresverlust von sage und schreibe 21,2 Milliarden Euro überhaupt noch positive Stimmen gibt. Dazu muss die Zusammensetzung der Verluste betrachtet werden, und hier zeigt sich sofort, dass der Löwenanteil auf die Abschreibung von Firmenwerten zurückzuführen ist. Manche Analysten hatten sogar mit Abschreibungen auf den Goodwill im Wert von rund 40 Milliarden Euro gerechnet.

Beim Umsatz konnte Vodafone um 34 Prozent auf 47 Milliarden Euro zulegen, dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass das organische Wachstum deutlich geringer ausfällt. Unternehmenslenker Chris Gent verweist stolz auf seinen Ebitda-Gewinn von 15,9 Milliarden Euro und einen freien Cash Flow von 3,7 Milliarden Euro. Auch bei diesen Zahlen ist Vorsicht geboten, da auch Vodafone weiterhin investieren muss und deshalb die Verschuldung weiter ansteigen dürfte. Aktuell liegen die Verbindlichkeiten des mit 101 Million Kunden weltweit größten Mobilfunkanbieters bei knapp 19 Milliarden Euro und damit deutlich unter den über 50 Milliarden Euro, die seitens der Deutschen Telekom oder der France Telekom angehäuft wurden.

Damit ist Vodafone dank der besseren operativen Gewinne und der deutlich geringeren Verschuldung wesentlich interessanter als die beiden Ex-Monopolisten. Trotzdem ist die Aktie bestenfalls haltenswert, da der gesamte Telekommunikationssektor weiter unter den hohen Schulden, einer hohen Preisintensität und der Ungewissheit eines Erfolges mit UMTS weiter leiden wird.

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