Internet-Portale bringen Käufer und Lieferanten zusammen

Virtuelle Marktplätze sind im Kommen

24.12.1999
MÜNCHEN (CW) - Wie Pilze schießen derzeit virtuelle Marktplätze aus dem Boden. In den Online-Internet-Shops rücken Einkäufer und Verkäufer zusammen. Anbieter wie SAP, Oracle und Peoplesoft melden erste Kunden und hoffen auf gute Geschäfte, um den stagnierenden Umsatz im ERP-Markt zu kompensieren.

Waren die Tore zur Internet-Welt bis dato Companies wie Yahoo, Lycos oder Altavista vorbehalten, haben seit Mitte des Jahres auch Anbieter von Enterprise-Resource-Planning-(ERP-) und Customer-Relationship-Management-(CRM-)Systemen Kurs auf das Web genommen. Vorreiter sind hier SAP, Oracle, Peoplesoft und Siebel Systems. Aber auch hiesige Softwarehäuser wie die Pirmasenser CAS GmbH basteln an virtuellen Handelsplätzen.

So teilte SAP Anfang der vergangenen Woche mit, einen Online-Marktplatz für die chemische und Pharmaindustrie zu bauen. Basis sind die Internet-Produkte "Mysap.com" (www.mysap.com). Zum Start im zweiten Quartal 2000 werden auf Käuferseite BASF, Bayer, Degussa-Hüls, Henkel und Wacker Chemie antreten, um ihren Bedarf elektronisch bei den Lieferanten KSB, Linde, Sartorius, Siemens sowie der Heinz Wollschläger GmbH zu decken.

Ein weiterer Mysap.com-Kunde konnte in den USA gewonnen werden. Neoforma.com, ein Service-Anbieter im Bereich Gesundheitswesen, möchte seinen globalen Marktplatz mit den Walldorfer Internet-Produkten gestalten. Mit Mannesmann wird das Softwarehaus ebenfalls einen Marktplatz aufbauen, teilte SAP mit. Auch die beiden IT-Companies Hewlett-Packard (siehe CW 50/99, Seite 12) und Texas Instruments konnte SAP für seine Internet-Lösungen gewinnen. In fünf Jahren, so teilte SAPs Vorstandsvorsitzender Hasso Plattner mit, will die Softwareschmiede zehn bis 20 Prozent ihres Umsatzes aus dem Verkauf von Portalen erwirtschaften.

Peoplesoft mit Commerce One

Um für den Bekleidungshersteller Guess das "Apparel Buying Network" aufzubauen, kooperieren der ERP-Anbieter Peoplesoft und der E-Commerce-Spezialist Commerce One. In der ersten Phase soll Guess-Mitarbeitern und Lizenznehmern ein elektronischer Katalog zur Verfügung stehen. Als nächstes wird der Marktplatz für bisherige Lieferanten geöffnet, und in Phase drei können auch Unternehmen, die bisher keine Geschäftsverhältnisse zu Guess pflegen, in den Marktplatz eintreten.

Erst im November hatte Oracle bekanntgegeben, in Zusammenarbeit mit Ford die Online-Shopping-Mall "Autoxchange" auf Basis von Oracles Marktplatz "Exchange", namensgleich mit Microsofts Groupware, Internet-Lösungen zu realisieren. Teilnehmer sind weltweit alle Zulieferer von Ford.

Das allgemeine Informationsbedürfnis von Vertriebsmitarbeitern möchte der CRM-Anbieter Siebel mit dem Web-Portal "www.sales.com" stillen. Neben einer Jobbörse sind dort Informationen zu Verkehrsverbindungen, Produkten für die spezifische Zielgruppe und Foren zu finden. Die Pirmasenser Softwareschmiede CAS dagegen zielt mit dem Internet-Portal "www.CP-central.com" speziell auf Unternehmen der Konsumgüterindustrie. Gemeinsam mit Verlagen baut CAS ein Informations- und Service-Angebot auf, mittelfristig werden Funktionen aus dem Kunden-Management, Supply-Chain-Management und E-Commerce integriert.

Analysten von Forrester Research gehen davon aus, daß im Jahr 2003 Waren im Wert von rund 1,5 Billionen Dollar elektronisch gehandelt werden. 1999 waren es etwa 130 Milliarden. Internet-Marktplätze fungieren dabei als wichtige Informationsdrehscheibe, so die Einschätzung der Analysten.