Viag Interkom soll 2001 den Break even erreichen

Viag hält Option auf Wiedereinstieg in den Computerhandel offen

05.06.1998

"Über den Verkauf von Computer 2000 gibt es und gab es überhaupt keinen Streit", qualifizierte Viag-Vorstandschef Georg Obermeier auf der Bilanzpressekonferenz Meldungen über Unstimmigkeiten in der Führung des Münchner Mischkonzerns bezüglich des Verkaufs von Computer 2000 an Tech Data als unhaltbare Spekulationen ab. Obermeier erläuterte nochmals die Gründe für den Deal: Aufgrund des "strategisch richtigen, aber falsch angefaßten US-Engagements" erfüllten sich die Erwartungen nicht. Zudem hätte man kaum Chancen gehabt, dem Globalisierungsdruck in diesem von US-Firmen dominierten Geschäft standzuhalten.

Wie der Viag-Chef weiter ausführte, wirft der Computer-2000-Verkauf an Tech Data einen Buchgewinn in "deutlich dreistelliger Millionenhöhe" ab. Viag erhält bekanntlich vier Prozent der Anteile an Tech Data sowie im Rahmen einer auf fünf Jahre befristeten Wandelschuldverschreibung eine zusätzliche Aktienoption, die nach Ende der Laufzeit in weitere neun Prozent des Tech-Data-Kapitals getauscht werden kann. Welche Position Viag mittelfristig bei Tech Data anstrebt, hängt von der Entwicklung des Distributionsgeschäfts ab. "Die Entscheidung wurde so getroffen, daß wir nach wie vor eine Einstiegs- und eine Ausstiegsoption besitzen", machte Obermeier deutlich.

Mehrheitliche Übernahme von Tech Data denkbar

Käme ein weiteres ernsthaftes Engagement im Bereich PC-Distribution in Betracht, wolle man, wie der Viag-Chef unverblümt einräumte, die Mehrheit bei Tech Data erlangen - durch Trennung von der Wandelschuldverschreibung und den Kauf von Tech-Data-Aktien an der Börse. Insider werten dies als Beleg dafür, daß man sich sowohl im Vorstand als auch im Aufsichtsrat entgegen der offiziellen Sprachregelung doch uneins über Sinn beziehungsweise Unsinn des Computer-2000-Verkaufs ist und nun abwarten möchte, ob der zweite Trumpf in Sachen High-Tech-Geschäftsfelder, nämlich der Bereich Telekommunikation, sticht.

Die Anlaufverluste der Viag AG im Unternehmensbereich Telekommunikation beliefen sich jedoch im zurückliegenden Geschäftsjahr noch auf 360 Millionen Mark. Für 1998 wird nochmals ein Minus in Höhe von 700 Millionen Mark erwartet. Als "Latecomer" im Mobilfunkmarkt sieht Obermeier für die eigene TK-Tochter aber dennoch gute Chancen: "In Deutschland gibt es genug Platz für vier Wettbewerber." Ziel von Viag Interkom sei es, ein mitteleuropäischer Player zu werden. Daneben setze man von Beginn an auf technologische Führerschaft durch die Integration von Festnetz- uund Mobilfunkdiensten. Neben Österreich und der Schweiz, wo Viag Interkom erst kürzlich eine Lizenz erhielt, wolle man vor allem Präsenz in den Ländern zeigen, in denen der Konzern bereits im Energiesektor aktiv sei, hieß es. Dies gelte insbesondere für Tschechien, Italien und Ungarn. Der Startschuß für das von Viag Interkom betriebene deutsche Mobilfunknetz "E2" soll bekanntlich im Spätsommer in acht Ballungszentren fallen. Spätestens 2001 will man schwarze Zahlen schreiben.