Vertriebsmannschaften auf Kollisionskurs SAP AG und Siemens-Nixdorf gestalten ihren R/3-Vertrag neu

02.12.1994

MUENCHEN (CW) - Die Rechte der Muenchner Siemens-Nixdorf Informationssysteme AG (SNI) bezueglich der Vermarktung der SAP- Software R/3 sind offenbar eingeschraenkt worden. SAP-Marketing- Chef Paul Wahl spricht von einer "Ruhephase" in der Partnerschaft, in der man die Modalitaeten neu formuliert habe.

Seit einiger Zeit beziehen SNI-Anwender die R/3-Software nicht mehr von Siemens-Nixdorf, sondern ebenso wie die Kunden anderer Hardware-Anbieter direkt von der SAP AG in Walldorf. Laut Wahl werden auch die produktnahen Services, Hotline etc. allein von SAP bereitgestellt. Die Partner haetten die Zusammenarbeit neu gestaltet, weil es unsinnig sei, fuer Service- und Supportleistungen neben der SAP-eigenen eine zweite Infrastruktur durch SNI aufzubauen.

Geruechte, SAP habe den Muenchnern das Vertrauen entzogen, bestaetigte Wahl nicht direkt.

Den Vorwurf, Siemens-Nixdorf sei mit Dumping-Preisen in den Markt gegangen, mag der Marketier ebenfalls so nicht stehen lassen. Er raeumt aber ein, SNI habe "im einen oder anderen Fall" Komplettpakete aus Hardware-, Software- und Serviceleistungen geschnuert, die erstaunlich guenstig gewesen seien.

"Wenn man die Hardware und die laut Listenpreis ueblichen Einfuehrungskosten abgezogen hat, konnte man sehen, dass die Software zu sehr niedrigen Preisen angeboten wurde", so der Marketier, der eine direkte Schuldzuweisung vermeiden will. Auch heute sei SNI befugt, Komplettpreise zu kreieren; allerdings koenne der Kunde nun klar nachvollziehen, wie hoch in einem solchen Paket die Kosten fuer die R/3-Software seien.

Kaum der Rede wert sind die Veraenderungen hingegen aus Sicht der Siemens-Nixdorf Informationssysteme: "Wir verkaufen weiterhin R/3 wie bisher - auf eigenen Namen und eigene Rechnung", stellt Peter Fasching klar, zustaendig fuer das R/3-Marketing. Der Lizenzvertrag laufe bis zum Jahr 2001. Da es vertriebliche Kollisionen gegeben habe, werde SAP die Software kuenftig allein ausliefern - auch fuer SNI-Kunden.

Daraus ergebe sich fuer die Muenchner der Vorteil, dass Kunden nicht mehr Zweifel hegten, ob sie tatsaechlich das R/3-Original erhalten haetten oder moeglicherweise eine von SNI modifizierte Variante. Ausserdem sei die SNI-Hotline aus praktischen Erwaegungen in die der SAP ueberfuehrt worden. Geld verdienen will SNI im R/3-Umfeld mit zusaetzlichen Serviceleistungen, die ergaenzend zum Walldorfer Konzept "Service 2000" geboten werden sollen.