Makler arbeitet mit Sinix-Rechnern im landesweiten LAN-Verbund

Vertragskonditionen und Branchenrisiken aus dem LAN

26.10.1990

"Wir schichten den Energiekuchen der Belegschaft um". Mit diesen Worten charakterisiert Peter Fuchs von der GrECo-Geschäftsleitung die momentane Dv-Umstellung in seinem Haus: Österreichs größter Versicherungsmakler Gregor, Egger & Co, kurz GrECo genannt, nutzt seit einigen Monaten ein österreichweites Rechnernetz, das alle neun Geschäftsstellen mit der Wiener Zentrale verbindet.

Für ein Beratungsunternehmen stellen die Mitarbeiter die wichtigste Größe neben dem Eigen- und Fremdkapital dar. Mit 95 Mitarbeitern und einem ständig verwalteten Prämienvolumen von 850 Millionen Österreichische Schillingen ist GrECo das führende Unternehmen in Österreich. Friedrich Neubrand, der seit 1972 das Unternehmen, das in den letzten Jahren jährliche Erlössteigerungen von rund 18 Prozent erzielte, im Alleinbesitz führt, kann stolz auf diese Entwicklung sein: "Wir wären mit unserer Größe sogar in der Bundesrepublik Deutschland unter den ersten Zehn." Doch: "Nicht nur an Umsatz und Erlösen einer Unternehmung ist der Wert eines Dienstleistungsbetriebs unserer Art zu messen, sondern primär an der Qualität der Mitarbeiter."

GrECo hatte den vollständigen Austausch seines bereits acht Jahre alten Dv-Systems beschlossen, da es der Unternehmensphilosophie nicht mehr gerecht wurde: GrECo versteht sich zunehmend mehr als Risiko- und Sicherheitsberater denn als reiner Versicherungsmakler. Das Dienstleistungsunternehmen verfolgt heute ein "Voll kundenprinzip" auf der Basis der Schritte Risikoanalyse, Risikobewertung und Entwicklung einer Risikophilosophie. Diese Entwicklung macht auch das Hervorheben der Mitarbeiterqualifikation verständlich. Ein GrECo-Mitarbeiter muß Kunden unterschiedlichster Branchen in allen Versicherungsangelegenheiten betreuen können: Ganz gleich, ob der Kunde Adidas, Flughafen Linz oder Österreichische Salinen AG heißt, der Berater löst Sicherheitsprobleme, erarbeitet Riskmanagement-Konzepte und stellt einen maßgeschneiderten Versicherungsschutz zusammen. Dafür analysiert er den Betrieb des Kunden: Welche Risiken gibt es? Wie groß sind diese Risiken? Lassen sie sich durch gezielte Maßnahmen vermeiden? Welche Restrisiken müssen schließlich noch versichert werden?

Eine Risikoversicherung ist stets so die GrECo-Philosophie - das letzte Glied bei der Absicherung gegen einen Schaden denn die Entschädigung mit Geld ist nur die Abgeltung eines bereits eingetretenen Schadens, der vielleicht zu verhindern gewesen wäre. Deshalb schlägt GrECo neben einem Versicherungskonzept auch Maßnahmen zur Stabilisierung der Risikolage vor: Bei einem papierverarbeitenden Betrieb können dies nicht nur Vorkehrungen gegen Feuer (zum Beispiel durch eine Sprinkleranlage) sein, sondern vielleicht auch eine verringerte Lagerhaltung. veränderte Liefer- und Verkaufsbedingungen ermöglichen zum Beispiel Justin Time-Produktion. Oder: Was nützt es einem Herausgeber, wenn er nach einem Maschinenschaden an der Druckmaschine zwar im Rahmen einer Betriebsuterbrechungsversicherung später große Geldsummen erhält, durch den Schaden aber seine Zeitung nicht drucken konnte? Daraus resultierende Markteinbrüche und Imageverlust sind nur schwer wieder wettzumachen.

Wirksamer wäre hier etwa ein Sicherheitskonzept, das für den Notfall den Druck in einer Fremddruckerei vereinbart. Vorkehrungen plus Versicherungen: beide Komponenten müssen optimal aufeinander abgestimmt werden. Für diese Ausbalancierung braucht der Versicherungsberater umfassende Kenntnisse über die Risikoverhältnisse und Versicherungsmöglichkeiten. Die dafür notwendigen Informationen sammelt und analysiert die Wiener Zentralabteilung Entwicklung und Information. Dort bereiten Juristen, Techniker, Betriebswirte und Umwelttechniker relevante Daten und Fakten für die Geschäftsstellen in den Bundesländern auf.

Vertragsverwaltung als größter Zeitfresser

Trotz dieser umfangreichen Serviceleistungen für den Kunden war bis vor kurzem der größte "Zeitfresser" die reine Vertragsverwaltung: Sie nahm drei Viertel aller Zeit in Anspruch. Zu den Routinetätigkeiten gehören die Datenerfassung der Kunden, die Suche nach den richtigen Prämien und die Auskunftserteilung. Bisher mußten dafür alle Daten mehrfach erfaßt werden, da das alte System sie nicht miteinander verknüpfen konnte. So war es beispielsweise weder möglich, die Risikodaten verschiedener Branchen noch innerhalb eines einzelnen Unternehmens aktuell zusammenzustellen. Wollte ein Kunde zum Beispiel wissen, wieviel und welche Prämien er im Jahr bezahlt, mußte der Berater die verschiedenen Vertragsunterlagen mit großem Zeitaufwand aus den Akten heraussuchen.

Damit die Kraft der Mitarbeiter künftig nicht mehr mit solchen zeitraubenden Tätigkeiten verbraucht wird, beschloß GrECo die anfangs zitierte "Umverteilung des Energiekuchens". Konkret bedeutet dies: Ein österreichweites Rechnernetz soll die Mitarbeiter von Routinetätigkeiten entlasten und ihnen auf Knopfdruck relevante Daten für die kundenindividuelle Beratung zur Verfügung stellen.

Das von GrECo gewünschte Rechnernetz sollte sowohl alle Geschäftsstellen in den einzelnen Bundesländern mit der Zentrale verbinden als auch dezentrale Rechnerleistung zur Verfügung stellen; ganz nach dem Geschäftsprinzip "Risikoverteilung"

Gesucht war also ein leistungsfähiges Local-Area-Network mit den Anforderungen:

- Bürokommunikationspaket mit Elektronischer Post,

- Telex und Teletex,

- Terminkalender,

- Textverarbeitung,

- Finanzbuchhaltung,

- Lohnbuchhaltung,

- relationale Datenbank,

- Sprache der Vierten Generation und

- Zukunftssicherheit.

Nach reiflicher Prüfung hat sich die GrECo-Geschäftsleitung für eine Sinix-Konfiguration von Siemens entschieden. Ein MX500-Rechner dient in der Wiener Zentrale als Ablage- und Archiv-Server. Hier werden zentral Konditionen und Verträge flexibel geändert und den Geschäftsstellen aktuell zur Verfügung gestellt. Die Geschäftsstellen arbeiten mit MX300-Rechnern. Alle Rechner sind in ein Local-Area-Network unter Verwendung von Ethernet-Bridges eingebunden. Die Daten werden über Datex-P übertragen. Von allen 80 Arbeitsplätzen der verschiedenen Geschäftsstellen aus sind somit zentral gespeicherte Daten wie Vertragskonditionen, Branchenrisiken oder Risikohäufungen direkt abzurufen, als ob der Rechner im Haus stünde.

Die Bedienung wird einfacher

Für die Büroarbeit in den Geschäftsstellen wird das ausbaufähige Programmpaket OCIS genutzt, das alle Bürofunktionen wie Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, Sekretariatsfunktionen, Desktop Publishing und Elektronische Post umfaßt OCIS bietet den Sachbearbeitern verschiedenartige Dienste wie Ablage und Archiv, Post, Druck und Datenbankzugriff, wobei das System jedoch alle Dienste in eine gemeinsame Bürooberfläche auf dem Bildschirm integriert und damit die Bedienung vereinfacht.

Unternehmensspezifische Programme entwickelt GrECo selbst mit Hilfe von Informix-4GL, wobei Informix-Turbo als Datenhaltungssystem und Informix-Netz für die verteilte Datenhaltung zur Anwendung kommen. Grundlage eines jeden Programms ist die Organisationsstruktur und Arbeitsweise von GrECo.

Ausbaufähigkeit als wichtiges Kriterium

Vertrags- beziehungsweise Kundendaten werden sowohl dezentral in den zuständigen Geschäftsstellen gespeichert als auch in die Zentrale übermittelt. Dort werden Daten wie Schadensfälle, Höhe und Ursache ausgewertet, verallgemeinert und zu aussagekräftigen Statistiken für die Geschäftsstellen aufbereitet.

Jedoch haben die Geschäftsstellen keinen Zugriff auf konkrete Kundendaten der anderen Geschäftsstellen .

Nur die Geschäftsleitung hat Zugriff auf alle Daten und Auswertungen, so daß sie künftig auf Veränderungen sofort mit gezieltem Marketing reagieren kann .

Ausschlaggebende Kriterien für die Entscheidung für Siemens waren für die GrECo-DV-Verantwortlichen die Ausbaubarkeit des Systems, die guten Vernetzungsmöglichkeiten auch bei der Software, die verteilte Datenbasis, Controlling und Wartung durch Teleservice. Inzwischen haben sich die in die Siemens-Technik gesetzten Erwartungen erfüllt. Die Mitarbeiter begrüßen vor allem Büropakets OCIS, die Ergonomie der Bildschirme und die einheitliche Benutzeroberfläche.

Die Umstellung dauerte drei Wochen

Die DV-Fachleute wissen neben der Leistungsfähigkeit der Sinix-Systeme besonders den raschen Service der Siemens-Techniker zu schätzen:

Mit ihrer Hilfe stellte GrECo in nur drei Wochen die gesamte DV auf das neue System um, schloß die Geschäftsstellen Rechner an, konvertierte sämtliche alte Daten und nahm das Büropaket in Betrieb.

Etwas länger brauchen die individuellen Anwendungen; sie sollen mit dem Unternehmen wachsen.

Und das hält einen Expansionskurs: Durch den EG-Binnenmarkt wird die Produktvielfalt zunehmen, zur Versicherungsberatung kommen zunehmend größere Segmente aus dem Bereich Unternehmensberatung, zum Beispiel bei der Sicherungstechnik; angestrebt ist auch ein größeres Engagement bei der Umweltberatung. Doch nicht nur die Produktpalette, auch das Unternehmen selbst wächst: Als eines der ersten Risiko- und Versicherungsberatungsunternehmen hat GrECo Anfang des Jahres eine Tochtergesellschaft in Ungarn gegründet, eine weitere Niederlassung in der Tschechoslowakei ist geplant.

Dr. Christian Foidl ist Mitarbeiter bei Gregor, Egger & Co. Manfred Pernjak ist Mitarbeiter der Siemens AG Österreich, Bereich Data in Wien.

Obenstehender Anwenderbericht wurde dem Siemens Magazin COM 2/90, mit freundlicher Genehmigung des Unternehmens entnommen. Er beruht nicht auf Recherchen der CW-Redaktion.