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Verkauf der Telekom-Kabelanteile in Gefahr?

22.08.2001

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Nach den Hiobsbotschaften in den vergangenen Wochen droht der Deutschen Telekom nun weiteres Ungemach. Der gebeutelte Bonner Carrier muss möglicherweise in diesem Jahr auf die fünf Milliarden Dollar aus dem Verkauf seines TV-Kabelnetzes an den amerikanischen Medienkonzern Liberty Media verzichten. Nach Informationen aus dem Umfeld des US-Konzerns will Liberty-Präsident John Malone vor Unterzeichnung der Kaufverträge eine verbindliche Zusicherung der Bundesregierung, dass sein Unternehmen beim Zukauf weiterer kleinerer Netzbetreiber in Deutschland keine Probleme mit dem Bundeskartellamt bekommt. Eine solche Ministererlaubnis würde auch im Falle eines Vetos durch die Kartellbehörde den Weg für geplante Firmenübernahmen frei machen. Ohne eine solche Zusage drohe der Deal sogar zu platzen, hieß es. Mitte September werde Malone nach Berlin reisen, um diese Angelegenheit mit

Bundeskanzler Gerhard Schröder persönlich zu erörtern.

Selbst wenn sich der Kabelverkauf nur verzögert, wäre dies ein schwerer Schlag für die Telekom, denn die Kabelmilliarden waren in diesem Jahr zum Schuldenabbau bereits fest eingeplant. Ein Telekom-Sprecher gab sich gestern aber zuversichtlich: Die Vertragsverhandlungen verliefen gut und könnten in den nächsten Wochen abgeschlossen werden, beteuerte er. Ähnlich äußerte sich auch Liberty - zumindest offiziell.

Um die derzeit nervösen Finanzmärkte zu beruhigen, haben am Dienstag drei Großaktionäre der Telekom den Rücken gestärkt. Sowohl die US-Unternehmen Telephone and Data Systems und Scana Communications als auch die Investmentbank Goldman Sachs erklärten, ihre insgesamt rund 190 Millionen T-Aktien in diesem Jahr nicht verkaufen zu wollen. Ein großes Fragezeichen bleibt aber weiterhin hinter dem Hongkonger Mischkonzern Hutchison Whampoa. Er hält auch nach dem Verkauf von 44 Millionen Aktien vor gut zwei Wochen immer noch 170 Millionen Anteilsscheine der Telekom, über deren Zukunft er sich bislang noch nicht geäußert hat.