Kunden erwarten langfristigen Support

Veränderte Anforderungen beim Einsatz von Java

03.11.2000
MÜNCHEN (CW) - Mit der Reife und wachsende Akzeptanz der Java-Plattform ändern sich die Ansprüche der Kunden an die Hersteller. Nicht die Technologie und Best of Breed sind mehr das Wichtigste, sondern integrierte Produkte und ein gesicherter Kundensupport werden verlangt.

Noch bis vor kurzem galten die Unternehmen, die auf Java setzen, als Pioniere. Sie selbst wagten den Schritt, weil sie sich Marktvorteile vom Einsatz der Technologie versprachen und Know-how für die Zukunft aufbauen wollten. Laut Ansicht der Gartner Group wird sich die Situation in den kommenden fünf Jahren jedoch aufgrund der Reife und wachsenden Akzeptanz der Technologie stark verändern. So stehen mit der Java-2-Plattform mittlerweile Standards zur Verfügung, die die Server-seitige Entwicklung mit Java unterstützen. Rund 20 Anbieter haben die Technologie in Lizenz genommen, wenn auch bisher nur Suns Applikations-Server "Iplanet" die geforderten Kompatibilitätstest absolviert hat.

Enge Beziehung gewünschtZum anderen werden nun auch vormals skeptische oder konservativere Unternehmen Java einsetzen, was laut Gartner eine massive Veränderung bei den Anforderungen an die Produkte und ihre Lieferanten verursachen wird. Nicht mehr die Auswahl nach Best of Breed und technische Features interessieren sie vordringlich. Vielmehr verlangen sie integrierte, leicht zu bedienende Tools und vor allem eine langfristige Beziehung zum Dienstleister und Hersteller. Insbesondere kleinere Akteure auf dem Java-Parkett, die hinsichtlich der Qualität ihrer Produkte durchaus mit den Branchengrößen mithalten können, müssen sich nun stärker bei ihrer Kundschaft kompromittieren, mehr als bisher Erfolge nachweisen oder sich ihre Nische suchen.

Das Verlangen nach einer engeren Beziehung entsteht auch aus der Not heraus, noch zumindest für die nächsten zwei Jahre mit einem spürbaren Mangel an qualifizierten Java-Entwicklern leben zu müssen. IT-Abteilungen werden in dieser Situation auch verstärkt nach Tools suchen, die sich mit einem Minimum an Lernaufwand bedienen lassen und schnell erste Ergebnisse liefern können. Die Nachfrage wird sich dabei insbesondere auf komponentenbasierte Lösungen, den Einsatz von Business Rules, Codegeneratoren, modellgetriebene Werkzeuge und neue Web-basierte Modelle konzentrieren. Ferner, so die Analysten, steigt auch das Interesse an ausgereiften Methoden und Integrationsstrategien für Java.

Der Nachteil des geschilderten Trends ist die steigende Abhängigkeit des Kunden von seinem Dienstleister und Produktlieferanten. Daher ist Vorsicht bei der Auswahl des Partners geboten. Zudem zeigt sich in der Mehrheit der E-Business-Aktivitäten in den Unternehmen, dass es zur Koexistenz von Java und Microsoft-Technologie in den Unternehmen kommt. So entscheiden sich zwar kleine und manche mittelständische Firmen für nur eine Plattform, aber die große Mehrheit der mittelständischen und großen Unternehmen setzt auf ein Zusammenwirken der beiden Kontrahenten plus die Pflege der vielen Legacy-Anwendungen. Integrationsstrategien müssen deshalb künftig sowohl Microsofts ".NET"-Plattform, Java als auch etwa MVS- und AS/400-Systeme angemessen berücksichtigen. Hersteller von Java-Technik kommen daher nicht umhin, in Zukunft flexible und integrierbare Lösungen zu bieten.