Refinanzierung erschwert

US-Telekomfirmen geraten wegen Wirtschaftsflaute unter Druck

09.10.2008
Die US-amerikanischen Telekommunikations-Konzerne können sich dem Abflauen der Konjunktur nicht entziehen.

Da der Konkurrenzdruck in der Industrie gestiegen sei, hätten die Unternehmen ihre Funktion als sicherer Hafen bei Turbulenzen am Aktienmarkt verloren, lautet die Einschätzung vieler Analysten. Als Begründung führten sie an, dass durch neue Spieler wie etwa TV-Kabelnetzbetreiber und Preiskürzungen die Wechselbereitschaft der Kunden gestiegen ist. Viele Experten stuften daher die Aktien der Schwergewichte AT&T, Verizon und Sprint Nextel am Mittwoch und Donnerstag zum Teil drastisch zurück.

Privatkunden würden nun schneller ihren Anschluss kündigen und Großkunden könnten ihre Investitionen in neue Datendienste kappen, sagt Bernstein-Analyst Craig Moffett. Zu spüren bekam dies Marktführer AT&T, der bereits im Januar einräumen musste, dass das Festnetzgeschäft mit Privatkunden ein Dämpfer erhalten hat. Der Mobilfunksektor bleibe vom Konjunkturabschwung nicht verschont. Sein Unternehmen verspüre eine "leichte" Beeinträchtigung durch die Wirtschaftsschwäche, sagte Sprint-Chef Dan Hesse am Mittwoch. Dies treffe eher das Geschäft mit Großkunden als mit Privatkunden.

Höhere Aufwendungen

Als weitere Belastungen sehen die Experten höhere Aufwendungen bei der Kreditaufnahme. Zwar verfügten AT&T und Verizon über ausreichend Kapital, bei der Ausgabe neuer Anleihen sei allerdings wegen der Finanzkrise mit höheren Risikoaufschlägen zu rechnen, sagt ein Analyst. Die Aktien der US-Konzerne waren zuletzt massiv unter Druck geraten.

Europas Schwergewichte sehen sich von der Entwicklung in den Vereinigten Staaten nicht betroffen. Der Chef von BT, Ian Livingston, erklärte zu Wochenbeginn, dass sein Unternehmen nicht von der Finanzkrise belastet sei. Wie auch der Chef von Telecom Italia, Franco Bernabe, beteuerte Livingston, dass sein Unternehmen derzeit kein frisches Kapital benötige. Bernabe hatte in einer E-Mail an seine Mitarbeiter Sorgen zerstreuen wollen, dass nach dem Einbruch der Aktie neue Belastungen auf Telecom Italia zurollen. Der Titel der Italiener fiel in den vergangenen Tagen stärker als die der Konkurrenz und notiert nun unter dem Stand von einem Euro.

Die Deutsche Telekom sieht sich bei der Refinanzierung nicht unter Zugzwang, da sich das Unternehmen erst im August frisches Kapital über die Begebung einer Dollar-Anleihe beschafft hatte. Auch wenn die Prognose für das laufende Geschäftsjahr als sicher gilt, so ringen die Bonner mit dem harten Wettbewerber. Der Branchenverband Bitkom rechnet für 2008 mit einem branchenweiten Umsatzrückgang von 1,2 Prozent. (dpa/tc)