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US-Konferenz verurteilt Trend zu mieser Software

06.11.2000

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Profitgier geht ihr vor qualitativen Mindeststandards - mit dieser scharfen Kritik wurde die Softwareindustrie auf der Konferenz Software Development East 2000 in den USA konfrontiert. Nach Ansicht von Experten dominieren mittlerweile Kriterien wie Profit und Termindruck über den Anspruch auf robuste und sichere Produkte. Auf dem Treffen von Experten aus der Industrie, Politik und Wissenschaft war auch der prominente vorbestrafte Hacker Kevin Mitnick via Satellit zugeschaltet, wie der Branchendienst "Computergram" berichtet. Ron Moritz, Informatik-Professor an der Georgetown-Universität und Mitglied einer G8-Sicherheitskommission, hat eine Erklärung für die zunehmenden Probleme der Branche. So glaubt er, dass Entwickler die Sicherheitstechniken vergessen haben, die sie bei ihrer Ausbildung gelernt haben oder dass sie grundlegende Sicherheitsmechanismen nicht kennen, die etwa beim Umgang mit

Mainframes selbstverständlich seien. Dazu zählen laut Moritz Zugangs-Überwachung, Abschreckungsmethoden und Daten-Validierung. Viele dieser Grundsätze seien im allgemeinen Internet-Rausch vernachlässigt worden. Entwickler stellen fehlerhafte Produkte her, was in der vernetzten Welt eine Todsünde sei.

Nach einem gemeinsam vom veranstaltenden Computer Security Institute (CSI) und dem FBI veröffentlichten Report sind im letzten Jahr in 70 Prozent der Fortune-500-Unternehmen sowie der großen US-Behörden Fälle von Computerkriminalität bekannt geworden. Nach Ansicht des CSI-Chefs Richard Power würde die Zahl bei 90 Prozent liegen, wenn Virenbefall und Laptop-Diebstahl berücksichtigt worden wären. Aber auch die Anwender bekamen auf der Veranstaltung ihr Fett weg. Sie ignorieren die Sicherheit oder nehmen sie nicht ernst, so der Tenor der Teilnehmer. So hätten viele Unternehmen, die durch den Melissa-Virus oder den Love-Bug offline gegangen waren, behauptet, sie hätten keine nennenswerten Schäden zu beklagen.