Gewinnaufblähung in der DV-Branche vermutet:

US-Kommission prüft Software-Bilanzierung

22.04.1983

WASHINGTON (VWD) - Die Beschränkung einer umstrittenen Bilanzierungsmethode, die wahrscheinlich zu einer Gewinnaufblähung in der Softwarebranche geführt hat, erwägt die US Börsenaufsichtskommission (SEC).

Vorläufig können die Gesellschaften einen Teil ihrer Software-Entwicklungskosten als Aktiva und nicht als Ausgaben verbuchen. In dem Jahr, in dem die Kosten entstehen, werden dadurch die Ausgabenschätzungen gedrückt und die Nettoeinnahmen hochgeschraubt. Einige Vertreter der SEC wollen deshalb eine weitere Anwendung vorerst verhindern, damit Richtlinien erarbeitet werden können.

Zu den Unternehmen, die diese Methode bereits anwenden, gehört auch die International Telephone and Telegraph Corp. (ITT). Wie ein Sprecher der Gesellschaft dazu erklärte, sei der Teil der Aktiva, der die Software-Entwicklungskosten betrifft, sehr gering im Vergleich zu den 702,8 Millionen Dollar Einnahmen und 14,2 Milliarden Dollar Aktiva des Unternehmens.

Einen größeren Effekt hat diese Methode dagegen für die kleineren Unternehmen, die sich auf die Entwicklung von Software konzentrieren, wie die Conserv Corp. in Minnesota. Eigenen Angaben zufolge beliefen sich die Ausgaben mit Hilfe dieser Methode 1982 auf 11,3 Millionen Dollar, die Nettoeinnahmen betrugen 2,5 Millionen Dollar und die Aktiva einschließlich der Softwarekosten 53 Millionen Dollar.

Comserv verteidigt die Anwendung dieser Methode, da kleinere Unternehmen sonst keine Chance mehr hätten, derart hohe Beträge in ihre Entwicklung zu investieren. In den vergangenen Monaten liefen bereits Verhandlungen einiger Unternehmen der Softwareindustrie und ihrer Handelsorganisation, der Association of Data-Processing Service Organizations, mit der SEC.