Update: Telekomausrüster Lucent und Alcatel in Fusionsgesprächen

27.03.2006
Der führende amerikanische Telekom-Ausrüster Lucent Technologies und der deutlich größere französische Konkurrent Alcatel verhandeln über eine Fusion.

"Wir können bestätigen, dass wir Diskussionen über eine mögliche Fusion Gleicher führen", teilten die beiden Unternehmen in einer gemeinsamen Erklärung am Freitag mit. Der Zusammenschluss solle zu "Marktpreisen" erfolgen.

Sollte es zu dem transatlantischen Zusammenschluss unter den Telekom-Ausrüstern kommen, würde ein Unternehmen mit einem Umsatz von rund 20,9 Milliarden Euro (25 Milliarden Dollar) und einem Gewinn von 1,9 Milliarden Euro entstehen. Alcatel/Lucent hätte weltweit etwa 88.000 Beschäftigte. Das zusammengeschlossene Unternehmen hätte einen Börsenwert von rund 33 Milliarden Dollar.

Keine Garantien für Abschluss

Die "New York Times" berichtete am Freitag in ihrer Onlineausgabe, Alcatel wolle Lucent für rund 12,6 Milliarden Dollar kaufen. Es gebe keine Garantien, dass eine Vereinbarung erreicht oder dass eine Transaktion vollzogen werde, hieß es in der Erklärung der beiden Unternehmen. Sie wollen bis zu einer Vereinbarung oder einer Beendigung der Diskussionen keine weiteren Auskünfte geben.

Die Lucent-Aktien notierten am Freitag mit 2,82 Dollar und sind damit insgesamt rund 12,6 Milliarden Dollar wert. Alcatel-Aktien standen an der New Yorker Börse bei 15,45 Dollar und haben damit einen Gesamtwert von mehr als 20 Milliarden Dollar.

Lucent ist weltweit tätig, ist aber vor allem im heimischen Markt stark. Alcatel ist ebenfalls global aktiv und ist in Europa sehr stark. Damit würden sich die Unternehmen nach Darstellung von Branchenkennern gut ergänzen.

Lucent hatte im Geschäftsjahr 2004/2005 (30. September) 9,4 Milliarden Dollar (7,8 Milliarden Euro) umgesetzt und 1,2 Milliarden Dollar (eine Milliarde Euro) verdient. Allerdings fiel der Umsatz im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres gegenüber der entsprechenden Vorjahreszeit um zwölf Prozent auf 2,1 Milliarden Dollar. Es gab einen Verlust 104 Millionen Dollar. Lucent hat seinen Sitz in Murray Hill (Bundesstaat New Jersey).

1996 von AT&T abgetrennt

Lucent war früher eine Sparte der US-Telefongesellschaft AT&T, die diesen Bereich 1996 abgetrennt und an die Börse gebracht hatte. Die Lucent-Aktien stiegen zeitweise auf 63 Dollar. Dann führte das Platzen der Telekommunikations-Spekulationsblase Lucent fast an den Rand der Insolvenz, und die Aktien stürzten bis 2002 auf 0,58 Dollar ab.

Alcatel brachte es im Geschäftsjahr 2005 auf einen Umsatz von 13,1 Milliarden Euro und verdiente 930 Millionen Euro. Die französische Gesellschaft ist in 130 Ländern vertreten. Sie macht jeweils rund ein Drittel ihres Geschäfts mit Festnetz-, Mobilfunk- und Produkten für den Privatsektor. Sie ist im Internetbereich sehr stark.

Lucent-Papiere steigen kräftig

Lucent hat inzwischen unter seiner Konzernchefin Patricia Russo mit harten Sparmaßnahmen wieder Fuß gefasst, doch tut sich das Unternehmen angesichts der Konsolidierungswelle unter den US-Telekom- und Mobilfunkunternehmen schwer. Die Fusionswelle unter den Telekomunternehmen dürfte sich nach Ansicht von Marktkennern auch auf die Telekom-Ausrüster ausdehnen, wobei Alcatel und Lucent den Start machen könnten. Lucent und Alcatel hatten vor fünf Jahren schon einmal über einen Zusammenschluss verhandelt.

Die Lucent-Aktien stiegen zum Auftakt des Handels an der New Yorker Börse kräftig um 10,6 Prozent auf 3,12 Dollar. Die Alcatel-Aktien legten in New York um 3,6 Prozent auf 16,00 Dollar zu. Die transatlantischen Fusionsgespräche führten auch zu kräftigen Kursgewinnen bei dem großen kanadischen Telekom-Ausrüster Nortel Networks, da möglicherweise mit weiteren Zusammenschlüssen und Übernahmen bei den Lieferanten der Telefongesellschaften, Mobilfunkunternehmen und Internetfirmen gerechnet wird. Die Nortel-Aktien stiegen in New York um 4,6 Prozent auf 2,94 Dollar. Die Aktien des in der gleichen Branche operierenden Unternehmens JDS Uniphase zogen um 1,3 Prozent auf 3,97 Dollar an. (dpa/tc)