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Update: Nur wenige Hightech-Profis haben den Mut zur Unternehmensgründung

22.06.2006
Die Zahl der Hightech-Gründungen in Deutschland ging im letzten Jahr um 16 Prozent gegenüber 2004 zurück und erreichte einen neuen Tiefpunkt.

Es ist besorgniserregend, was das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in einer von Microsoft Deutschland und dem Magazin "Impulse" in Auftrag gegebenen Studie herausfand. Demnach gehen die Gründungszahlen in der Hightech-Branche nun schon seit Jahren zurück - allein im letzten Jahr um 16 Prozent. Besonders ausgeprägt sei dieser Trend in der "hochwertigen Technik, deren etablierte Unternehmen das Rückgrat der Exportkraft der deutschen Wirtschaft" bildeten (zur Studie).

War in der Softwareindustrie Ende der 90er Jahre noch ein Gründungsboom zu beobachten, so folgte dem steilen Anstieg ein nahezu ebenso steiler Absturz hinsichtlich der Anzahl neu entstehender Unternehmen. In allen technologie- und wissensintensiven Wirtschaftszweigen hat sich im letzten Jahr der Abwärtstrend wieder beschleunigt.

Die Hightech-Industrie bildete dabei in den vergangenen Jahren eher die Ausnahme: Angetrieben durch die verstärkte Förderung von Gründungen aus der Arbeitslosigkeit und die Reform der Handwerksordnung war ein kontinuierlicher Anstieg der Gründungszahlen zu beobachten. Diese Impulse sind jedoch im Jahr 2005 verpufft. Daher ist auch bei den Gründungszahlen insgesamt ein deutliches Minus festzustellen.

Das ZEW beobachtet im Hightech-Sektor ein ausgeprägtes Süd- Nord- und West-Ost-Gefälle. Generell sei eine starke Konzentration der Gründungsaktivität auf einzelne Regionen feststellbar. Vor allem im Großraum München und der Bodenseeregion entstehen neue Unternehmen der Hochtechnologie, während sich etwa in weiten Teilen Brandenburgs und Mecklenburg-Vorpommerns so gut wie gar nichts tut.

Hightech-Gründer sind Akademiker

In knapp 70 Prozent der jungen Hightech-Unternehmen besitzt mindestens ein Gründungsmitglied einen Hochschulabschluss. Darüber hinaus befindet sich in fast 20 Prozent der Firmen eine Person im Gründungsteam, die vorher an einer Hochschule oder öffentlichen Forschungseinrichtung beschäftigt war. Diese Unternehmen halten in rund 80 Prozent der Fälle eine eigene Forschungs- und Entwicklungsabteilung vor - im Gegensatz zu 57 Prozent der Hightech-Gründer insgesamt. Bei knapp der Hälfte dieser Unternehmen haben die Gründer ihre Geschäftsidee aus ihrer Forschungstätigkeit gezogen.

Dort wo geforscht wird und innovative Verfahren zum Einsatz kommen, ist das Umsatz- und Beschäftigungswachstum überdurchschnittlich. Besonders wachstumsstark sind außerdem Firmen, deren Gründer ein hohes Ausbildungsniveau haben.

Hindernis: Personalknappheit

Ein weit verbreitetes Hemmnis für die Unternehmensentwicklung ist der Mangel an qualifiziertem Personal. In Hightech-Firmen werden naturwissenschaftlich-technisch ausgebildete Fachkräfte benötigt, die am Arbeitsmarkt knapp sind. Junge Betriebe haben besondere Schwierigkeiten, diese Profis anzuheuern. Sinkende Hochschulabsolventenzahlen in den Ingenieurwissenschaften lassen befürchten, dass sich der Fachkräftemangel noch verschärfen wird.

Der Mangel an hochkarätigem Personal hat auch negative Auswirkungen auf die Menge der neu entstehenden Firmen. Die Anzahl potenzieller Gründer, die in der Lage sind, technisches Wissen in marktfähige Produkte umzusetzen, ist geringer. Außerdem finden die wenigen vorhandenen Fachkräfte am Arbeitsmarkt so günstige Bedingungen vor, dass sie in etablierten Unternehmen beste Karrierechancen haben und nicht als Gründer aktiv werden müssen.

Empfehlungen an Gründer

Drei Bereiche sind der Studie zufolge für die Unternehmensentwicklung kritisch: die Sicherung der Finanzierung, die strikte Ausrichtung des Produkts am Nutzwert für den Kunden und die stete marktorientierte Weiterentwicklung des Produkts beziehungsweise das Entstehen von Nachfolgeprodukten.

Finanzierungsengpässe sind unter Hightech-Gründern weit verbreitet. Venture Capital und spezielle Finanzierungsangebote der öffentlichen Hand wie der Hightech-Gründerfonds sind nur für wenige Betriebe eine Finanzierungsoption. Risikokapital steht nur solchen Firmen zur Verfügung, für die unmittelbar ein hohes Wachstumspotenzial erkennbar ist.

Gründern wird daher empfohlen, frühzeitig Finanzierungspläne zu entwickeln, die Fremd- und Eigenkapitalelemente kombinieren. Eine solche offene Kommunikation schaffe Vertrauen und helfe dabei, Privatinvestoren (Business Angels, Unternehmens-Fonds) zu finden.

Als wichtiger Erfolgsfaktor wird ferner die enge Kundenbindung gesehen. Gründer sollten sich schon in der Phase der Produktentwicklung an den Bedürfnissen ihrer Klientel orientieren und Marktforschung betreiben. Die Innovativität des Produkts allein garantiert noch nicht seinen Erfolg am Markt. Gleichwohl ist die Technologieführerschaft für Hightech-Unternehmen eine geeignete Strategie, sich von Wettbewerbern abzugrenzen und Marktanteile zu erobern.

Eine enge Ausrichtung an den Wünschen einzelner Kunden impliziert eine hohe Abhängigkeit und damit auch eine Gefahr für die künftige Entwicklung. Um für die Zukunft den Absatz der Produkte zu gewährleisten, sollten die Unternehmen ihre Produkte weiterentwickeln und versuchen, ihren Kundenkreis zu erweitern. Die technologischen Fortschritte der Wettbewerber müssen sorgfältig beobachtet werden, um eine einmal erreichte Technologieführerschaft und die errungenen Marktanteile zu sichern. (hv)