Unwiderstehliche Marktmacht

20.04.1990

Die Chefs Manzi und Noorda sprachen ein Machtwort: Mit der Fusion stellen wir unsere Sicht und unsere Einstellung zum Markt dar. Wir glauben, daß der Kunde in Zukunft die sich anbietenden Synenergien zu seinem eigenen Vorteil genutzt wissen will. Auf der Basis eines umfassenden Angebots, das nicht nur einheitliche Produkte, sondern auch deren Vertrieb und Support bedeutet, wollen wir uns ferner auch nicht nur auf Lotus- und Novell-Produkte beschränken.

Das zielt auf Unternehmen und deren DV-Strategien. Und was braucht der DV-Manager dazu?

Applikationen natürlich.

Eine Vernetzung ist ebenso selbstverständlich.

Und ein funktionierendes Datenbank-Servermodell.

Anwendungen hat Lotus: "Lotus 1-2-3" ist die führende Tabellenkalkulation, die auf allen wesentlichen Hardwareplattformen läuft, "Notes" eine gegen IBMs, "Office- Vision " positionierte Groupware-Büromanagement-Software, "Freelance" ein weitverbreitetes Präsentationsprodukt, "Magellan" eine DOS-MAnager- und Retrieval-Software.

Die Netzwerkbetriebssystem-Software "Netware" stellt mit einer installierten Basis bei etwa 4,5 Millionen Anwendern den Markführer.

Mit dem 15prozentigen Aktienanteil an Sybase und einem Sitz im dortigen Board of Directors kann Lotus direkt Einfluß nehmen auf das SQL-Server-Modell.

Käme nun noch eine am Markt verbreitete Textverarbeitung hinzu wie Wordperfect - Lotus unterhält zu den Leuten aus Orem/Utah ein Technologietransferabkommen -, dann wäre das geplante Fusionsunternehmen seinem Fernziel, Marktmächte durch globale DV-Strategien zu verändern und seine eigene Position gegen Microsoft entscheidend zu verbessern, einen wesentlichen Schritt näher gekommen. jm