Unternehmen investieren zuwenig in F&E Deutschland ist nicht mehr der weltgroesste High-Tech-Exporteur

09.07.1993

KARLSRUHE (CW) - Deutschland ist nicht mehr der weltgroesste Exporteur von forschungsintensiven Guetern. Dem Fraunhofer Institut fuer Systemtechnik und Innovationsforschung (ISI) in Karlsruhe zufolge sind die Ausfuhren dieser Waren seit 1991 zurueckgegangen. Die Deutschen rangieren auf diesem Sektor jetzt hinter den Japanern und Amerikanern.

Die Handelsschwaechen kommen der ISI-Studie zufolge, die im Auftrag des Bundesministeriums fuer Forschung und Technologie regelmaessig durchgefuehrt wird, nicht von ungefaehr. In den exportschwachen Bereichen weise die deutsche Wirtschaft eine "unterdurchschnittliche Erfindungstaetigkeit" auf, die sich vor allem bei Unterhaltungselektronik, EDV und Kommunikation zeige. Da Innovationen erfahrungsgemaess erst drei bis vier Jahre nach Patentierung Auswirkungen auf den Handel haben, resuemieren die Fraunhofer-Forscher: "Die Informationstechnik duerfte somit auf laengere Sicht zentraler Problempunkt des deutschen F&E-Exports bleiben", zumal der Erfindungsreichtum der Japaner und Amerikaner auf diesem Sektor sehr viel groesser sei.

Besorgniserregend sei diese Entwicklung vor allem deshalb, weil Industrien, die einen ueberdurchschnittlichen Anteil ihres Umsatzes in Forschung und Entwicklung investierten, waehrend der 80er Jahre die staerksten Wachstumsmotoren der hiesigen Wirtschaft gewesen seien. Sie haben laut ISI zwischen 1984 und 1989 fast alle zusaetzlich entstandenen Arbeitsplaetze geschaffen. Noch 1991 erzielte die Bundesrepublik mit dem Export forschungsintensiver Waren einen Aussenhandelsueberschuss von 86 Milliarden Mark und konnte damit Handelsdefizite in anderen Bereichen ausgleichen. Diese Zeiten sind vorbei.

Ausserdem sei der seit 1981 staendig gewachsene Anteil der westdeutschen Wirtschaft an der Finanzierung der nationalen Forschungsaufgaben seit 1989 kontinuierlich zurueckgegangen.

Zunehmend betroffen werde die technologische Wettbewerbsfaehigkeit Gesamtdeutschlands vom starken Abbau der F&E-Kapazitaeten in den ostdeutschen Betrieben. Zwischen Juli 1991 und Juli 1992 sei die Haelfte der Arbeitsplaetze in diesem Sektor verloren gegangen. 1991 kamen der Studie zufolge nur 2,5 Prozent der deutschen F&E-Exporte aus den neuen Bundeslaendern - damit sanken deren Ausfuhren gegenueber 1990 um fast 60 Prozent.