Mitarbeiter lehnen neues Konzept ab:

Unruhe pflanzt sich am CDI-lnstitut fort

19.07.1985

MÜNCHEN (lo) - In Schwierigkeiten steckt offenbar die neue Tochter Control Data Institut GmbH (CDI) der Control Data GmbH (CD) in Frankfurt am Main. Fach- und Führungskräfte wechselten zu DEC, Siemens und Konkurrenzinstituten. Bei Verhandlungen über einen Sozialplan für gekündigte Mitarbeiter stehen sich verhärtete Fronten gegenüber.

Die Expansion der Control-Data-Abteilung für Aus- und Weiterbildung begann bereits 1984 mit Übernahme der Münchner ADV-Ausbildungsgesellschaft für Datenverarbeitung. Im Frühjahr dieses Jahres kam die Berufsfachschule für Datenverarbeitung in München dazu. Seitdem - und wegen des neuen Münchner Konzepts im Umschulungsgeschäft - gärt es bei Lehrkräften und Schülern.

Besondere Ablehnung von seiten der CDI-Instruktoren traf die Konzeption des "Bausteinsystems". Ein "klar strukturiertes Bildungssystem mit Teilen, die sich kombinieren lassen", beschreibt Paul Maisberger, Leiter Öffentlichkeitsarbeit, diesen Blockunterricht. Für den organisatorischen Ablauf in der Schule stelle es, ein Plus dar; hohen Zeitdruck dagegen bemängeln die Instruktoren: Der Stoff muß auf Biegen und Brechen in einem Zeitraum von zwei Wochen vermittelt werden, unabhängig von Ausfallzeiten wie etwa Feiertagen."

Eine inhaltliche Schwäche des Konzepts sei weiterhin, daß der Stoff aus dem Zusammenhang gerissen und dann von den Absolventen nur noch "wie Vokabeln" gepaukt werde. Änderungen betrafen auch den Stundenplan. Die tägliche Arbeitszeit sollte teilweise auf acht Unterrichtsstunden verlängert werden. Dies dehne den Arbeitstag auf rund zwölf Stunden aus; denn hinzu käme die Vorbereitungszeit, erläutern die Lehrkräfte.

Weiter soll die neue Linie damit hervortreten, verstärkt freie - "billige" - Lehrkräfte zu beschäftigen. Betroffene beklagen deren mangelndes Wissen und zu geringe Vorbereitung. Deshalb wären schon häufig Beschwerden von Schülern beim Arbeitsamt laut geworden. Die CDI-Leitung schreibt dies jedoch einer "Hetzkampagne" der Instruktoren zu. Als Manko seien auch die neuen mangelhaften Unterrichtsunterlagen zu sehen, so Dozenten.

Damit seien Ruf und Niveau des Schulungsinstituts fast "auf Null" heruntergegangen. Dies zeigt sich nach Auffassung einer ehemaligen CDI-Führungskraft etwa im Umsatz des Frankfurter Instituts: Zehn Millionen Mark betrug er im vergangenen Jahr, weniger als die Hälfte in diesem.

Um das Institut "kostengünstiger zu fahren", sollten eine Reihe höherverdienender Dozenten gehen. Für Frankfurt bedeutet dies 13 Mitarbeiter. Der Vorwurf, gesteigerte Gewinne zu Lasten der Qualität heraushoIen zu wollen und das einst renommierte Haus zu einem Selbstlerninstitut umfunktionieren zu wollen, beruhe auf einem Mißverständnis, so CDI-Sprecher Maisberger. Vielmehr sei geplant, auf dem Bereich Computer Based Training (CBT) als "drittem Fuß" aufzusetzen. Dies treffe jedoch keinesfalls auf die Vollzeitausbildung zu.

Am 14. März 1985 ging nach Paragraph 613a BGB die CD-Abteilung über in die Control Data Institut GmbH. Mit der Auslagerung aus der CD-GmbH waren die Mitarbeiter nicht einverstanden. Nur eine der Verschlechterungen, so Instruktoren, wäre gewesen, im Unterricht nicht mehr qualitativ arbeiten zu können. Sie hätten lediglich "ungeprüfte Unterlagen vortragen müssen". Die CDI-Zentrale wurde von Frankfurt am Main nach München verlegt. Den CDI-Verwaltungsangestellten, beschreibt der Betriebsrat, garantierte der neue Vertrag keinen "festen" Arbeitsplatz mehr, denn sie hätten überall in der Bundesrepublik eingesetzt werden können.

Bis zum 14. Mai 1985 dauerte die ausgehandelte Widerspruchsfrist. Von Mitarbeitern aus Lehrkörper, Verwaltung, Verkauf und Schulleitung stimmten, so der Betriebsrat, über 60 Prozent nicht zu. Am 13. Juni erhielten sie die Änderungs- und Beendigungskündigungen. Fast alle Schulleiter sowie der Sektor Verkauf schwenkten bereits vor Ende der Widerspruchsfrist vom CDI zu neuen Arbeitgebern ab.

Insgesamt, weiß der Betriebsrat, seien seit Anfang Oktober rund 80 Mitarbeiter in Dortmund, Hamburg, Berlin und Frankfurt betroffen. In Hessen hätten sich allein 24 von 26 Lehrkräften einer Übernahme widersetzt. Die Verhandlungen um einen Interessensausgleich in einer Einigungsstelle gestalteten sich schwierig. Zu Überlegungen darüber, die bisherigen Arbeitsbedingungen vorläufig beizubehalten, sei von der CDI-Leitung ein "kategorisches Nein" erfolgt.

Das Arbeitsamt als "90prozentiger Kunde" beobachtet die Turbulenzen unter den Umschulungsprofis vor Ort und auf höherer Ebene. Von "Schonzeit" für das CDI, aber auch von "Sperrfrist" ist zu hören.

"Anlaufschwierigkeiten auf einem heißen Markt", nennt diese Vorgänge die CDI-Spitze, die neben Dieter Porzel, leitender Geschäftsführer der CD-GmbH, aus Finanzchef Fritz-Wilhelm Krüger und Wolfgang Pflanz, leitender Geschäftsführer der Control Data Institut GmbH, besteht.

Ein Auswechseln des Lehrerstamms sei für den neuen CDI-Chef Pflanz, ebenfalls leitender Angestellter bei CD, nötig geworden: "Ein Instruktor muß bei uns etwas mehr als nur Cobol oder Fortran können - etwa Betriebs- und Datenbanksysteme". Veraltetes Know-how auf die Dauer hoch zu dotieren, sei unwirtschaftlich. Die Instruktoren sind allerdings anderer Meinung über ihre Qualifikation und bisherige Tätigkeit.

Pflanz gibt sich optimistisch: "Wir sind jetzt unsere Sorgen los." Das bedinge nicht nur eine "hervorragende Ausstattung bei CDI". Seiner Meinung nach seien auch qualifizierte neue Instruktoren vorhanden. (Nach dem 14. Mai gab es in Frankfurt nur noch zwei "Feste".) Das CDI-Angebot wurde auf 14 verschiedene EDV-Abschlüsse im Umschulungsbereich, das Seminarprogramm auf 700 Seminare aufgestockt. Im übrigen gelte es, wieder gute Zusammenarbeit mit den Partnern zu praktizieren und nicht, wie ausgeschiedene Instruktoren es versuchten, "in der Suppe rühren".