Neue Architektur als Vorstufe zu ATM

Ungermann-Bass steigert die Bandbreite in 10Base-T-Netzen

26.02.1993

Nicht ganz unbescheiden hat Ralph Ungermann, Praesident der Company, VNA als eine Plattform fuer das kommende Zeitalter des Asynchronous Transfer Mode (ATM) bezeichnet. Hintergrund dieser Aussage ist, dass Netz-Manager mit VNA Anwendern kuenftig dedizierte Bandbreiten, Multimedia-Unterstuetzung und eine laut Ungermann "nahezu unbegrenzte logische Segmentierung bestehender Ethernet- Netze" bieten koennen.

Realisiert wird dies durch das sogenannte "Dragon Switch Module", ein Ethernet-Switching-Modul fuer den "Access/One Enterprise Hub" von Ungermann-Bass. Jede dieser Karten unterstuetzt, so der Hersteller, 16 Ports, stellt 10 Mbit/s dedizierte Bandbreite fuer ein Desktop-PC- oder ein Arbeitsgruppensegment bereit und schaltet den Verkehr auf dem Backplane Plusbus im Hub. Dadurch wird die Performance im Netz von urspruenglich 10 Mbit auf 80 Mbit erhoeht, durch die Integration von maximal fuenf Dragon-Switch-Modulen laesst sie sich dem CEO zufolge auf maximal 400 Mbit steigern. Jede Verbindung leistet 10 Mbit, wobei theoretisch alle 40 moeglichen Schaltungen gleichzeitig die zugewiesene Uebertragungskapazitaet fahren koennen. Zunaechst ist das Verfahren nur in 10Base-T-Netzen verfuegbar, wobei, so Ralf Hoffmann, System Engineer bei der Ungermann-Bass Deutschland GmbH, zukuenftig auch an die Nutzung anderer Topologien gedacht ist.

VNA ist als uebergreifende Architektur konzipiert, die in drei Phasen implementiert werden soll. Die erste wird mit Dragon Switch den lokalen Ethernet-Bereich abdecken. Das Modul kommt im zweiten Quartal 1993 auf den Markt. In der zweiten Stufe wird VNA dann im WAN-Sektor Einzug halten und virtuelle Arbeitsgruppen via Bridges und Router unterstuetzen. Ungermann-Bass zufolge haben bereits mehre Hersteller von Internetworking-Produkten den Support fuer VNA zugesagt. In der dritten Phase soll VNA dann auf ATM-basierten Switching-Produkten implementiert werden.

Nach Ansicht von Ralph Ungermann ist die Integration von Produktgruppen wie VNA erforderlich, weil die Anwender immer mehr Performance und Flexibilitaet sowohl in LANs als auch in unternehmensweiten Netzen benoetigen. Die schnelle und flexible Einrichtung von Arbeitsgruppen sei heute eines der strategischen Unternehmensziele, so der Praesident, der Anwender koenne aber nicht auf ATM warten.

Nach Ansicht der Kalifornier wird der Standard der Zukunft nicht vor 1995 nennenswert realisiert sein. "Das Problem ist, dass alle Hersteller ihr eigenes ATM-Sueppchen kochen", meint System Engineer Hoffmann. Bereits am Markt erhaeltliche ATM-Knoten seien deshalb proprietaer und koennten nur untereinander kommunizieren. Ungermann-Bass hat in Sachen ATM- Switch bereits 1992 eine Kooperation mit BBN vereinbart. Mit dem ersten von BBN entwickelten Knoten ist Anfang 1994 zu rechnen.

Den im Zusammenhang mit der Ankuendigung von VNA entstandenen Eindruck, die neue Architektur sei ein Bestandteil von ATM, mussten die Kalifornier jedoch relativieren. VNA biete, so ein Sprecher der Networking-Company , lediglich Features wie Multimedia- Support, hoehere Bandbreite und verteilte Workgroups, die Anwender bisher in erster Linie mit der Realisierung von ATM in Verbindung gebracht haetten. Da das Unternehmen aber nicht vor dem Jahr 2000 mit ATM bis zum Desktop rechnet, wird sich die ATM-Philosophie der Company zunaechst auf den Switch konzentrieren. Im Klartext heisst das: Das ATM-Protokoll wird bis auf weiteres in der Backplane des Access/One Hubs, dem Plusbus, in die Formate der entsprechenden LAN-Topologien umgesetzt.

Zu VNA gehoert neben dem Dragon Switch Module auch der Netdirector/VNA, eine Weiterentwicklung des Netz-Management- Systems von Ungermann-Bass. Die Software ermoeglicht dem Anbieter zufolge das Erstellen und Verwalten von bis zu 65 000 virtuellen Arbeitsgruppen oder Netzsegmenten, unabhaengig von der zugrundeliegenden Topologie.

Der Netdirector/VNA wird im dritten Quartal erhaeltlich sein und abhaengig von der jeweiligen Konfiguration zwischen 3500 und 8500 Dollar kosten. Der Preis fuer den Dragon Switch liegt bei rund 900 Dollar pro Port.