Undenkbar: CeBIT ohne Kritik

13.03.2007
Der Branche liebstes Kind sucht eine Zukunft - immer noch.

Auch 2007 ringt die CeBIT weiter um ein erfolgversprechendes Konzept für die kommenden Jahre. Neue Ansätze, die den Rückgang der Aussteller- und Besucherzahlen stoppen sollen, waren bereits im Vorfeld der Veranstaltung diskutiert worden. Ab 2008 wird die Messe verschoben und auf sechs Tage verkürzt, zudem soll das Konferenzangebot ausgebaut werden.

Derweil wird Messe-Chef Ernst Raue nicht müde, die positiven Merkmale des Branchentreffs herauszustellen: "Die CeBIT spielt in einer eigenen Liga", sagte Raue eine Woche vor dem Auftakt in Hannover. Die Messe bleibe der weltweit wichtigste ITK-Marktplatz und könne nicht mit anderen Veranstaltungen verglichen werden - "da kann geschrieben werden, was will". Das stimmt zwar, doch ist immer noch keine Trendwende erfolgt: Dieses Jahr rechnet der Veranstalter mit 6059 Ausstellern, das sind rund 200 weniger als 2006. Zirka 2750 kommen aus Deutschland, 3300 aus dem Ausland. Mit etwa 280 000 Quadratmetern ist die Ausstellungsfläche gegenüber dem Vorjahr um zehn Prozent geschrumpft.

Vor allem der anhaltende Schwund heimischer Aussteller bereitet der Branche Sorgen, während der Zustrom asiatischer Unternehmen ungebremst zunimmt. Allerdings ist es nicht fair, die Krise des gehobenen deutschen IT-Mittelstands an der Messe festmachen zu wollen - das Problem ist nicht neu, und es ist bislang nicht viel dagegen unternommen worden.

Forderungen der Anbieter "ernsthafter IT", die CeBIT müsse sich wieder auf Unternehmensanwendungen konzentrieren, finden derzeit Gehör bei der Messeleitung. Dies hängt damit zusammen, dass Hersteller von Consumer-Produkten eigene Nischenveranstaltungen gefunden haben, in denen sie sich besser aufgehoben fühlen - die Mobilfunkmesse 3GSM, die IFA und die Games Convention. Den dortigen Ausstellern von Hannover aus nachzulaufen wäre kaum erfolgversprechend. Ihre häufig als "Beutelratten" verspottete Klientel ganz aufzugeben wäre aber auch nicht schlau: Jene Zeiten, in denen sich die Publikumspresse für ERP und CRM erwärmen konnte, sind passé. Der Spagat schmerzt die CeBIT am meisten, und das nicht erst seit 2007. (ajf)