Erstanwender sollten "schlüsselfertige" Angebote unter die Lupe nehmen:

"Turnkey"-Verantwortung liegt beim Anbieter

07.05.1982

MÜNCHEN/HANNOVER - Immer mehr Rechenzentren gehen dazu über, neben ihren traditionellen Leistungen komplette "Turnkey"-Lösungen anzubieten. Diese Aktivitäten kommen vor allem solchen RZ- Kunden entgegen, die sich nach Erreichen eines größeren Datenvolumens ein wirtschaftlicheres Ergebnis von einer eigenen DV versprechen. Welche Anforderungen dieser Erstanwender an ein schlüsselfertiges System und insbesondere an den Anbieter stellen sollte, geht aus einer Veröffentlichung des Verbandes Deutscher Rechenzentren e. V. hervor.

Entschließt sich ein Anwender, einen Turnkey-Lieferanten bei der Lösung der DV-Aufgaben einzuschalten, so hat er für alle Bereiche der DV in der Regel nur mit einem Unternehmen zu tun. Der Lieferant stellt aus dem Angebot der Hardwarelieferanten eine bedarfsgerechte Konfiguration zusammen und sorgt für die Lieferung und Aufstellung der Geräte beim Auftraggeber. Derselbe Lieferant sollte für eine fachgerechte, technische Vorbereitung der Maschinenräume und eventuell nötige bauliche Veränderungen sorgen.

Anforderungen

Während viele Anwender nur Teile eines "Turnkey"-Angebotes in Anspruch nehmen, etwa weil sie schon DV- Erfahrung haben oder sogar eigene Anlagen besitzen, sind Erstanwender meist auf die gesamte Angebotspalette angewiesen, die ein "Turnkey"-Benutzer zur Verfügung hat Der Käufer sollte darauf achten, daß der Anbieter einige wesentliche Kriterien erfüllt: Er sollte eine genaue Beschreibung der erforderlichen Soft- und Hardware sowie eine Bewertung verschiedener Konfigurationsalternativen abgeben.

Die Auswahl und Zusammenstellung der optimalen Hardware sollte außerdem nach eingehender Beratung mit dem Anwender erfolgen unter Beachtung der Punkte

- gegenwärtige Bedürfnisse

- gegenwärtiger und zukünftiger Arbeitsanfall

- benötigte Antwort- oder Bearbeitungszeit

- zukünftige Ausbau- und Rationalisierungsmöglichkeiten

Zudem sollte der "Turnkey"-Anbieter eine Ausarbeitung von Empfehlungen über den optimalen Software-Mix, Standards, Subroutines oder Dateien sowie Spezialanwendungen dem Anwender vorlegen um ihm eine "maßgeschneiderte EDV-Lösung" an die Hand zu geben.

Für den Benutzer ist es wichtig daß sein Hersteller über nachweisbare Erfahrungen auf allen entscheidenden Gebieten technischer und kommerzieller Datenverarbeitung zur Durchführung von Analysen, Designaufgaben, Dokumentationen Aus- und Fortbildung, Implementierung verfügt Ebenso erforderlich ist das Know-how im Bereich der baulichen Installationsvorbereitungen Unterstützung einer Installationsdurchführung sowie technische Hilfe in den Bereichen

- optimale Konfigurationszusammenstellung unter Beachtung räumlicher Restriktionen

- Beachtung und Erfassung von Umweltschutzaspekten, Energieversorgung und Verkabelung,

- Lärmschutzmaßnahmen,

- Design der Peripherie-Architektur,

- Lagergestaltung unter Beachtung besonderer gesetzlicher Auflagen (BDSG)

- Beachtung von versicherungstechnischen Erfordernissen.

Ausgereifte Organisationsstrukturen im Bereich der Projektkontrolle und des Berichtswesens sind ebenso Voraussetzungen für ein erfolgreiches Turnkey-Projekt wie Projektkontroll- Routinen, technischer Sachverstand und gutes Management. Der Projektablaufplan sollte einige wesentliche Merkmale aufweisen:

- festgelegte Einschnitte im Entwicklungsplan,

- regelmäßige Fortschrittsberichte,

- exakte, nachvollziehbare Budgetkontrolle

- nachweisbare, zielgerichtete Vorgehensweise unter Beachtung des Projektzieles,

- wirkungsvolle Kommunikations- und Korrekturmöglichkeiten.

Der Benutzer sollte vom Anbieter verlangen, daß er die Schulung und Fortbildung des Bedienungspersonals und Maßnahmen zur Erhöhung der Akzeptanz des geplanten Systems bei dem betroffenen Personenkreis durchführt. Eine umfassende Dokumentation des technischen Systems wie auch der implementierten Software gehören zum Anforderungskatalog wie vorhandene Procedure- und Operations- Manuals.

Herstellertreue

Die Konzentration auf einen Anbieter mag zunächst nachteilig erscheinen, wenn jedoch die Auswahlkriterien beachtet und verifiziert werden, so bieten sich sowohl im administrativen wie im technischen und finanziellen Bereich erhebliche Vorteile.

Die Aufgaben der Koordination und der Terminplanung liegen meist ausschließlich in den Händen des Anbieters. Gerade im Bereich der "Micros" ist Applikationssoftware überwiegend von Dritten erstellt worden, während die Hersteller in erster Linie die Systemsoftware bereitstellen. Die Suche nach geeigneter Applikationssoftware sowie deren Implementierung und Test entfallen und reduzieren so Kosten Zeitaufwand und Risiken.