Dipl.-Ing. Martin Koldau analysiert den Markt für Betriebsdatenerfassungsgeräte in der BRD (l. Teil)

Trends bei BDE-Systemen

13.08.1976

Betriebsdatenerfassungsgeräte führen noch ein Stiefmütterchendasein an der "Peripherie" großer EDV-Installationen. Ganz zu Unrecht - wie Fachexperten meinen. Im Betrieb liegen - so wird argumentiert - beträchtliche Rationalisierungsreserven brach. Die CW-Redaktion ist der Meinung, daß vieles mit der geringen Publizität von BDE-Systemen zu erklären ist - und will ihren Teil dazu beitragen, daß die Dinge in Fluß kommen. Indem sie einem anerkannten BDE-Fachmann wie Martin Koldau Gelegenheit gibt, in drei aufeinander folgenden CW-Ausgaben zum Thema "Der Markt für Systeme zur Betriebsdatenerfassung und Produktionssteuerung in der Bundesrepublik" Stellung zu nehmen. So betitelt ist eine Koldau-Studie, die im folgenden in Auszügen nachgedruckt wird. de

1. Einleitung

Die wachsende EDV-Kapazität der Betriebe fördert die Einführung von BDE-Systemen. Das hat zwei Gründe: Betriebe, die umfangreiche Planungsarbeiten bewältigen müssen und eine leistungsstarke EDV besitzen, gehen immer häufiger dazu über, rechnergestützte Planungsverfahren einzuführen. Überall dort, wo Arbeitspläne, Terminpläne, Kapazitätspläne ete. nicht mehr manuell, sondern mit Hilfe der EDV erstellt werden, wächst die Einsicht in die Notwendigkeit, Betriebsdaten auf maschinell lesbaren Datenträgern zu registrieren und aktuelle Daten verfügbar zu haben. Letzteres gilt insbesondere dann, wenn auch die Feinplanung auf der EDV-Anlage erstellt wird.

Und doch nimmt die Zahl der BDE-Installationen nur langsam zu. Woran liegt das? Mit dieser Frage beschäftigt sich die oben erwähnte Marktstudie.

Folgende Bereiche wurden aus dieser Untersuchung bewußt herausgelassen:

- Fernwirkanlagen des Energie-, Wasser- und Mineralöltransports (Pipelines)

- Prüffelder (z. B. des Entwicklungsbereichs) und Teststände (z. B. der Versuchsanstalten)

- Gebäudeautomatisierung (haustechnische Anlagen, Zugangssicherung)

- Erfassungssysteme des Personal -und Sozialbereichs (z. B. reine Anwesenheitserfassung, Gleitzeiterfassung, Kantinendaten, Tankdaten u. ä.)

- Verwaltung (z. B. Bibliotheken, Krankenhäuser)

- Handel (Kassenerminals)

Weil diese Bereiche fernab der Produktion liegen, blieben sie unberücksichtigt. (Zur Abgrenzung vgl. CW Nr. 22/23 vom 4. Juni 1976 "Wo sind BDE-Systeme einzuordnen?")

2. Quantitative Bestandsaufnahme des Marktes

Die Bestandsaufnahme erfaßt den Zeitraum1968 bis Mitte 1975. Sie berücksichtigt:

- Stückzahlen und Werte der von Herstellern installierten BDE-Systeme

- den Beitrag der Lieferanten, die keine universell einsetzbaren BDE- Systeme im Vertriebsprogramm führen, jedoch nach Kundenspezifikation solche Systeme realisieren

- den Beitrag der Softwareproduzenten zum Gesamtvolumen des BDE-Marktes.

Zum Vergleich einige Zahlen aus einem anderen Teilmarkt der Datenerfassung: Bis Mitte 1975 waren in der Bundesrepublik Deutschland über 2000 Datensammelsysteme eingesetzt, die in kaufmännischen Bereichen der Wirtschaft und in der Verwaltung Daten erfassen. Im Jahre 1975 dürfte ihr Bestand um 800 bis 1000 Systeme angewachsen sein, was einem Wert von 120 bis 150 Mio. DM entspricht.

Der Vergleich bestätigt zwei Beobachtungen:

1. Der Einsatz von Datenerfassungssystemen in technischen Bereichen hinkt dem Einsatz solcher Systeme in kaufmännischen Bereichen und in der Verwaltung nach. Ähnlich entwickelte sich der Einsatz der Datenverarbeitungsanlagen. Zuerst benutzten die kaufmännischen Bereiche und die Verwaltung den Computer. Erst später fand er als Prozeßrechner Eingang in die technischen Bereiche der Unternehmen.

2. Der BDE-Markt ist - abgesehen von Datensammelsystemen, die keinen maschinell lesbaren Datenträger erzeugen - ein junger Markt, der sich später und langsamer entwickelt als der Teilmarkt für kommerzielle Datensammelsysteme. Der BDE-Markt entwickelt sich im Vergleich mit dem Teilmarkt für kommerzielle Datensammelsysteme ähnlich, wie sich der Prozeßrechnermarkt im Vergleich zum kommerziellen DV-Markt entwickelte.

Wer bietet welche Art von BDE-Systemen an? Die Tabelle 2 gibt eine Antwort auf diese Frage. Lieferanten, die keine universell einsetzbaren BDE-Systeme im Vertriebsprogramm führen, jedoch nach Kundenspezifikation solche Systeme aufbauen, wurden in die Tabelle 2 nicht aufgenommen. Das gilt für:

- Industrieausrüster wie AEG, BBC" Foxboro, Philips u. a.,

- Hersteller von Minicomputern wie Data General, Digital Equipment, General Automation, Krantz, Texas Instruments u. a. (die ersten drei haben eigene BDE-Stationen im Lieferprogramm),

- Systemhäuser und Softwareproduzenten wie ADV-ORGA, COMPAC Dr. Schäfer, CSA, TBAT, PSI, SCS u. a.

- Hersteller von Spezialsystemen z. B. für die Textilindustrie: Schlafhorst & Co., Zellweger AG.

Die Tabelle 2 hilft dem potentiellen Käufer eines BDE-Systems, sich am Markt zu orientieren. Welche Systemart für seinen Betrieb günstig ist, untersucht der zweite Beitrag dieser Folge. Betrachtet man die Tabelle 2 so kann man einem potentiellen Käufer empfehlen:

- Wenn die Arbeitsvorbereitung in Ihrem Betrieb stark ausgebaut und das Belegwesen gut organisiert ist, dann sprechen Sie zunächst mit den Herstellern von Leitständen (rechte Spalte der Tabelle 2) und berücksichtigen Sie auch die Hersteller von Informations- und Steuerungssystemen (mittlere Spalte der Tabelle 2).

- Wenn die EDV-Abteilung Ihres Betriebs -schon so weit, ist, daß sie softwaregestützte Plänungsverfahren einsetzen will, dann wenden Sie sich an die Hersteller von Informations- und Steuerungssystemen (mittlere Spalte der Tabelle 2).

- Wenn Sie, nur Daten sammeln wollen, dann wählen Sie eine Herstellergruppe aus der linken Spalte der Tabelle 2, je nachdem ob Sie: 6 - Daten manuell eingeben oder direkt von Maschinen abgreifen wollen,

- tragbare oder ortsfeste Eingabestationen benötigen.