TP-Techniker soll vom Schreibtisch aus Zugriff auf Netzkontrollgeräte haben:Diagnose über Modem umrundet CCITT-Schranke

21.03.1986

ENINGEN - Datennetz-Diagnoseeinrichtungen (DNE) sind normalerweise in den Maschinenräumen und nicht am Arbeitsplatz des TP-Technikers untergebracht. Probleme tauchen auf, wenn sie vom Schreibtisch aus gesteuert werden sollen. Der Grund: Laut CCITT-Empfehlung für V.24 dürfen einschlägige Verbindungskabel eine Länge von 15 Metern nicht überschreiten. Wie man größere Entfernungen dennoch überbrücken kann. zeigt der folgende Beitrag anhand der Netz-Diagnosegeräte von Wandel & Goltermann.

Folgende Ausgangssituation ist gegeben: Die von dem genannten Hersteller entwickelte Einrichtung DNE-2100 wird von einem Terminal oder einem Mikro über eine V.24-Schnittstelle mit Übertragungsgeschwindigkeiten zwischen 110 Bits pro Sekunde und 9600 Bits pro Sekunde gesteuert.

Wenn die von CCITT für V.24 empfohlenen maximal 15 Meter Kabellänge, wie in der Problemstellung aufgeführt, nicht reichen, bietet sich die von Wandel & Goltermann entwickelte Terminalverzweigung DNE-2172 an. Diese Terminalverzweigung wird in der DNE-2100 neben dem Steuerteil plaziert. Sie gestattet die Nahsteuerung der DNE-2100 über eine V.24-Schnittstelle bis zu den erwähnten 15 Metern. Die Fernsteuerung erfolgt über die bekannte und bewährte 20-mA-Stromschnittstelle. So wird die DNE-2100 über eine Entfernung bis zirka 800 Meter fernbedienbar. Fast alle Terminals lassen sich standardmäßig auf diese 4-Draht-Stromschnittstelle umschalten, beziehungsweise erweitern.

Denkbar ist weiterhin die Fernsteuerung über Modems mit Bitraten von 1200 oder 2400 Bit pro Sekunde über ein Inhouse-Telefonnetz. Auch die Verbindung des Steuerterminals mit der DNE-2100 über Akustikkoppler und das Haustelefon ist mit 300 Bit pro Sekunde möglich. Die beiden Telefonapparate im Rechnerraum und im TP-Raum wären jedoch ständig belegt, wenn eine kontinuierliche Fernsteuerung gewünscht wird.

Eine Ferndiagnose der über die DNE-2100 geschalteten Datenleitungen mit dem Datenanalysator DA-10 macht zwei Modemstrecken notwendig, will man sowohl den Datenverkehr in Richtung DEE als auch in Richtung DÜE monitoren. Die beiden Modem-Strecken machen vier Modems erforderlich, wobei bei einer Strecke die Datenleitungen D1/D2 gekreuzt werden müssen.

Als Alternative wurde von Wandel & Goltermann für die Ferndiagnose der abgesetzte Extender DNE-2170 entwickelt. Der Abstand zwischen dem Diagnoseport an der DNE-2100 und dem Datenanalysator DA-10 läßt sich mit dem Extender DNE-2170 bei einer Datenübertragungsrate von 9600 Bits pro Sekunde bis zirka 800 Meter vergrößern. Das Grundgerät bietet Platz für zwei getrennte Extender.

Die untere Karte im Extender, eine Port-Karte DNE-2171, ist über zwei Kabel mit einer gleichartigen Port-Karte in der DNE-2100 verbunden. Die Simulations- und Monitormöglichkeiten beider Schnittstellensignalleitungen D1 von der DEE und D2 von der DÜE sind somit gegeben. Die beiden Port-Karten DNE-2171 bewirken eine Pegelanpassung und gleichen Laufzeitdifferenzen aus. Da in der DNE-2100 der gemischte Betrieb von V.24-, V.35- und X.21 Schnittstellenkarten möglich und zulässig ist, lag der Wunsch nahe, auch alle drei Schnittstellen über den Extender DNE-2170 zu monitoren oder zu simulieren.

Ein spezieller für die DNE-2100-Familie entwickelter V/X-Diagnoseadapter DNE-2173 macht dies möglich. Dieser V/X-Diagnoseadapter, eingesetzt im Extender, erlaubt die Bedienung von V.24-, V.35- und X.21-Schnittstellen in der DNE-2100 mit einem abgesetzten Daten-Analysator DA-10, ohne beim DA-10 Schnittstelleneinschübe wechseln zu müssen.

Zum Schluß soll noch eine Applikation vorgestellt werden, die durch ihren länderübergreifenden Einsatz technisch sehr interessant ist. In diesem Fall wurde eine große Zahl von DNE-2100-Anlagen in Filial-Rechenzentren in verschiedenen Städten Europas installiert. Das Ziel war, alle DNE-2100-Anlagen zentral zu steuern und sich in jeden Datenkanal zu Diagnosezwecken einschalten zu können.

Durch preisgünstige, hochintegrierte ICs sind heute in- und ausländische Systemhersteller in der Lage, Multiplexer für zum Beispiel vier oder acht Kanäle auch Privatkunden preisgünstig anzubieten. Über jeweils einen solchen handelsüblichen, statistischen Multiplexer vor Ort werden der Steuerkanal der DNE-2100 und die zwei Diagnose-Ports zeitlich verschachtelt einem Datenfernschaltgerät (Modem) zugeführt.

Die Verbindung zwischen der Zentrale und den dezentralen Filialen wird über das leitungsvermittelte Datennetz Datex-L hergestellt. In der Zentrale befinden sich ebenfalls ein Datenfernschaltgerät und der Multiplexer, an dem das Bedienterminal und der Daten-Analysator DA -10 angeschlossen werden. Das TP-Personal kann sich von der Zentrale in jede beliebige zu dem Verbund gehörende DNE-2100-Anlage durchwählen, die Anlagen fernsteuern und alle Kanäle ferndiagnostizieren, ohne jeweils einen TP-Mann zu diesen Orten schicken zu müssen. Alarme, die nicht sofort von den Außenanlagen in die Zentrale gemeldet werden können, werden in den einzelnen DNE-200 mit Datum und Uhrzeit gespeichert.

*Matthias Schöberle ist Ingenieur im Produktmarketing des Unternehmens für elektronische Meßtechnik Wandel & Goltermann, Eningen.