So sterben ISDN und Telefon bis 2018 aus

Telekom konkretisiert All-IP-Pläne für Geschäftskunden

02.07.2015
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
Jetzt macht die Telekom auch bei den Business-Kunden ernst. Bis zum Jahresende will der Bonner Konzern 22 Prozent seiner Geschäftskunden ISDN und Telefon abstellen und sie auf All-IP migrieren.
Bis Ende 2018 will die Telekom ihr Netz komplett auf All IP umstellen.
Bis Ende 2018 will die Telekom ihr Netz komplett auf All IP umstellen.
Foto: Telekom

Für Skeptiker und Zweifler hat Roger Voland, Senior Vice President GK-Transformation bei der Telekom, eine klare Botschaft: "Die Telekom will bis Ende 2018 ihre gesamte Technik auf IP umstellen und bedeutet unwiderruflich das Ende von ISDN und klassischer Telefonie." Dabei ist die Telekom durchaus auch vom Markt getrieben, denn immer weniger Hersteller bieten noch ISDN-Equipment oder klassische Vermittlungstechnik an. Vereinzelt ist schon zu hören, dass zudem die Ersatzteilversorgung bereits Probleme bereite.

Betraf die All-IP-Umstellung anfangs primär Privatkunden, so geht die Telekom jetzt auch die Geschäftskunden an. So will der Konzern bis Ende 2015 22 Prozent seiner zwei Millionen Geschäftskunden, die drei Millionen Anschlüsse betreiben, auf die IP-Technik migrieren. Derzeit stellt der Konzern pro Woche rund 70.000 Anschlüsse auf IP um.

All-IP-Migration

Das All-IP-Portfolio der Telekom für Geschäftskunden
Das All-IP-Portfolio der Telekom für Geschäftskunden
Foto: Deutsche Telekom

Eine Migration, die auch im Business-Umfeld nicht ohne Probleme abläuft. Deshalb hat die Telekom ein 5-Punkte Migrationskonzept entworfen, das unter anderem auch zwei Kundenworkshops vorsieht. Schwierigkeiten bei der Umstellung erwartet die Telekom etwa bei Prozess-Schnittstellen, Alarmanlagen, Aufzügen, älteren Kassensystemen etc. Über den Daumen gepeilt geht man davon aus, dass auf die Anwender wohl Kosten in Höhe von 200 bis 300 Euro zukommen, um solche Legacy-Anwendungen für die IP-Welt fit zu machen. Je nach Unternehmensgröße und Zahl der Anwendungen könnten von Fall zu Fall auch mehrere Tausend Euro anfallen. Ein Invest, den die Telekom nicht mitträgt. Grundsätzlich empfiehlt Transformationsspezialist Voland: "Wir raten All-IP richtig nativ zu machen und in IP-Equipment zu investierten, statt auf Zwischenkrücken zu setzen."

Anwender, die der vielbeschworenen ISDN-Zuverlässigkeit nachtrauern, beruhigt Voland: "Die All-IP-Anschlüssen für Geschäftskunden haben eine Verfügbarkeit von 98,x Prozent." Gegen Aufpreis könne der Business-Kunde auch All-IP-Verträge mit einer höheren Verfügbarkeit erhalten. Im Störungsfall verspricht die Telekom der Business-Klientel eine garantierte Entstörung innerhalb von acht Stunden. Optional mit anderen SLAs ist eine Entstörfrist von vier Stunden erhältlich.

So sieht der All-IP-Anschluss in der Praxis aus (am Beispiel eines Privatkunden)
So sieht der All-IP-Anschluss in der Praxis aus (am Beispiel eines Privatkunden)
Foto: Deutsche Telekom

Nicht so gut sieht es dagegen in Sachen TK-Anlagen-Unterstützung und Cloud-Telefonie aus. Eine SIP-Trunk-Lösung für die Anbindung von TK-Anlagen soll laut Voland erst zur CeBIT 2016 verfügbar sein. Und eine Cloud-Lösung, bei der Telekom als Cloud PBX bezeichnet, folgt erst zur IFA 2016. Ihr All-IP-Angebote vermarktet die Telekom unter dem Label "DeutschlandLAN".

DeutschlandLAN der Telekom

Mit "DeutschlandLAN IP Start" und DeutschlandLAN IP Voice/Data" stellt dieTelekom ihren kleinen und mittelständischen Geschäftskunden entsprechende lP-basierte Anschlüsse bereit. Bei "DeutschlandLAN IP Start" erhalten die Kunden eine Internet-Flatrate mit Maximalgeschwindigkeiten von bis zu 200 Mbit/s (Download) und bis zu 100 Mbit/s im Upload. Dazu gehört eine Flatrate für Telefonate ins deutsche Festnetz sowie zwei Sprachkanäle. Telefonate ins deutsche Mobilfunknetz kosten 13,9 Cent netto pro Minute. Ferner sind mit "Mail & Cloud M" E-Mail-Postfächer mit einer Größe von 15 GB plus 50 GB Online-Speicherplatz im Telekom Mediencenter inbegriffen. Ebenfalls neu ist das Komplettpaket "DeutschlandLAN IP Voice/Data" in den drei Varianten S, M und L, jeweils inklusive drei Flatrates: für Telefonate ins deutsche Festnetz, ins Festnetz 18 weiterer Länder sowie für den Internet-
Zugang. Je nach Paket runden Flatrates für Telefonate ins Mobilfunknetz den Leistungsumfang ab.