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Telecom Italia: Schulden und Abschreibungen drücken Halbjahresgewinn

13.09.2001

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Aufgrund hoher Schulden und Abschreibungen sank der Netto-Gewinn von Telecom Italia im ersten Halbjahr um 51 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Gleichzeitig erwirtschaftete der italienische Carrier einen Umsatz von zirka 15,6 Milliarden Euro, rund zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Das Ebitda stieg um neun Prozent auf rund sieben Milliarden Euro an. Seit Ende des Jahres 2000 wuchsen aber auch die Nettoschulden von 19 auf 24,5 Milliarden Euro an. Experten rechnen jetzt damit, dass der Ende Juli vom Reifen- und TK-Equipment-Hersteller Pirelli und Benetton übernommene Konzern (Computerwoche online berichtete) in den kommenden Wochen eine Umstrukturierung ankündigt und frühere Akquisitionen wieder abstößt. Zuvor muss allerdings noch die Europäische Kommission die Übernahme des TK-Konzerns durch Pirelli genehmigen. Eine entsprechende Entscheidung soll zwischen dem 17. und 27. September fallen.

Möglicher Verkaufskandidat ist etwa Seat Pagine Gialle. Telecom Italia hatte den Herausgeber von Telefonbüchern im vergangenen Jahr für 9,5 Milliarden Euro übernommen und mit seinem Internet-Bereich verschmolzen. Das Unternehmen wies in der ersten Jahreshälfte einen Netto-Verlust von 75 Millionen Euro aus und warnte, dass der operative Gewinn in diesem Jahr niedriger als erwartet ausfalle. Seit dem Kauf ist der Kurs um über achtzig Prozent gefallen.

Den Netto-Gewinn des Carriers drücken auch die Kosten für die Übernahme von Globo.com, einen brasilianischen Internet-Service-Provider. Vom Kaufpreis in Höhe von 810 Millionen Dollar wies Telecom Italia rund 750 Millionen Dollar als Goodwill aus. Weitere Abschreibungen drohen, da die Dotcom-Firma offenbar nur einen Bruchteil des gezahlten Preises wert ist. Außerdem schreibt der TK-Konzern 123 Millionen Euro für Investitionen für den Pay-TV-Sender Stream ab, den er dieses Jahr an Vivendi Universal verkaufte.

Telecom Italia rechnet trotzdem damit, die im Februar gesetzten Gewinnziele für das Gesamtjahr einzuhalten. Dafür soll unter anderem der Mobilfunkbetreiber TIM sorgen, an dem die Italiener mit 56 Prozent beteiligt ist. Das Unternehmen meldete letzte Woche, der Netto-Profit in der ersten Jahreshälfte sei gegenüber dem Vorjahr um 7,1 Prozent gestiegen, gleichzeitig legte der operative Gewinn um ein Zehntel zu.