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SYSTEMS: Bitkom fordert mehr Sicherheit in IT und Telekommunikation

16.10.2001
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MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Anlässlich der Systems 2001 hat der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. (Bitkom) seine "Wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Grundsätze" vorgestellt. Im Mittelpunkt stand dabei das Thema IT-Sicherheit.

"Zur Cebit habe ich gesagt: Es sind Gewitterwolken am Horizont zu sehen. Jetzt kann man die Situation der ITK-Branche wohl eher als Sturmtief bezeichnen", leitete Willi Berchtold, Vorsitzender der Geschäftsführung von Giesecke & Devrient und Vizepräsident des Bitkom, die diesjährige Systems-Pressekonferenz des Verbandes ein. Vor allem durch die Ereignisse des 11. September habe sich die Lage noch weiter zugespitzt.

Besonderes Gewicht bei der Präsentation der "wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Grundsätze" des Bitkom legte Berchtold daher auf den Bereich IT-Securitiy, der nach den Terroranschlägen in New York und Washington und der dadurch ausgelösten Sicherheitsdebatte in Deutschland auch auf der Systems 2001 beherrschendes Thema war. Mit einer Fläche von 5000 Quadratmetern und 100 Ausstellern war die IT-Security-Area, die am ersten Messetag von Bundesinnenminister Otto Schily eröffnet wurde, doppelt so groß wie im vergangenen Jahr.

"Obwohl es immer bessere Systeme zum Schutz gegen Viren, Würmer und Konsorten gibt, hat sich die Zahl der großen Virenattacken seit 1998 verdoppelt", bilanzierte Berchtold. Eigentlich müssten die Unternehmen der IT-Security schon im eigenen Interesse höchste Priorität einräumen. Vor allem in kleineren und mittleren Betrieben sei das Sicherheitsbewusstsein jedoch noch immer viel zu schwach. Dass 46 Prozent aller Internet-Nutzer aus diesem Grund Bedenken gegenüber dem Einkauf im Netz haben, verhindere einen Durchbruch des elektronischen Handels.

Mit Blick auf das in den USA verabschiedete 30-Milliarden-Dollar-Programm forderte Berchtold ein stärkeres Engagement der Politik für die Sicherheit in IT, Internet und Telekommunikation. Das US-Programm sei zwar nicht eins zu eins auf Deutschland übertragbar, da es sich um die Gesamtausgaben zur Bekämpfung der "Cyber-Kriminalität" handle, zusätzliche Mittel seien jedoch auch hierzulande dringend erforderlich. Neben der Einrichtung spezieller Studiengänge für IT-Sicherheit forderte der Bitkom-Vizepräsident vor allem staatliche Unterstützung beim Aufbau so genannter Computer Emergency Response Teams (Certs). "Wir müssen den potenziellen Angreifern immer eine Softwaregeneration voraus sein", so Berchtold.

Der von Schily geplante Personalausweis mit Fingerabdruck geht nach Ansicht des Bitkom nicht weit genug. Zur eindeutigen Identifizierung sei der zusätzliche Einsatz biometrischer Verfahren - etwa des Fingerabdrucks in digitalisierter Form in Verbindung mit den Ausweisdokumenten - erforderlich. In sicherheitskritischen Einrichtungen wie der öffentlichen Energie- und Wasserversorgung, Atomkraftwerken und dem Flugverkehr schaffe diese Technologie eine "neue Dimension von Sicherheit".

Weitere in dem Bitkom-Grundsatzpapier aufgestellte Thesen betreffen die gezielte Förderung des Mittelstands, der von der konjunkturellen Abschwächung und dem damit verbundenen Investitionsstau besonders betroffen sei, die Verbesserung der Aus- und Weiterbildung im IT- und TK-Bereich sowie Maßnahmen zur Bekämpfung des anhaltenden Fachkräftemangels durch eine Flexibilisierung und Öffnung des Arbeitsmarkts: "Wir fordern, dass das Zuwanderungsgesetz zügig, möglichst noch in dieser Legislaturperiode, verabschiedet wird."

Gleichzeitig wies Berchtold jedoch darauf hin, dass die ITK-Industrie in den Jahren zuvor vier mal schneller als die Gesamtwirtschaft zugelegt habe und auch nach wie vor wachse - nur eben nicht mehr so stark. Mit mehr als 800.000 Arbeitsplätzen sei die Zahl der Beschäftigten seit Anfang der 90er Jahre um mehr als zehn Prozent gestiegen. "Man darf nicht nur die Delle betrachten", so der Verbandsvize.