DFVLR auf der Suche nach Intelligenz für Roboter

Syntelmann mit der eisernen Hand

25.07.1975

MÜNCHEN - Zu intelligenz will die Deutsche Forschungs- und Versuchsanstalt für Luft- und Raumfahrt (DFVLR) in Oberpfaffenhofen dem "Syntelmann" verhelfen. Ein Jahr haben die Forscher Zeit, um zu beweisen, daß ihre Arbeiten so interessant sind, daß aus Bonn Fördergelder fließen - andernfalls muß damit gerechnet werden, daß die Erprobung dieses telegenen aus mehreren TV-Wissenschaftsmagazinen bekannten deutschen Roboters mangels Mittel stecken bleibt.

Syntelmanns Vater, der in Lörrach ein Privat-Labor unterhaltende Professor Kleinwächter, bekam vier Jahre lang je eine Million Mark um einen Manipulator zu entwickeln, mit dem nach Unfällen in Kernkraftwerken die radioaktiven Trümmer eingesammelt werden können.

Am Anfang ein Exoskelett

Eine solche Apparatur hat er inzwischen auch dem Kernforschungszentrum Karlsruhe geliefert. Sie besteht aus einem vom Menschen bedienten "Exoskelett", einem Steuerteil und dem Manipulator, der mit Kabeln angeschlossen ist und über hundert Meter entfernt stehen kann. Die Bedienungsperson setzt sich an das Exoskelett und ergreift mit beiden Händen dessen armähnliche Hebelwerke Die Bewegungen, die der Mensch damit ausführt, werden von den stählernen Armen des Manipulators so gut nachvollzogen, daß sich damit sogar ein Schlüssel in eine Autotür stecken läßt, Während der Karlsruher Syntelmann in einen Lkw verpackt als Hilfe bei eventuellen Betriebsunfällen bereitsteht, beherbergt das "Institut für Dynamik der Flugsysteme" der DFVLR in Oberpfaffenhofen seit August 74 den Syntelmann-Prototyp für weitere Experimente.

Greifzange mit 32 K Rechner

Er mußte zunächst einmal repariert werden und als Hand eine Greifzange bekommen. Die Oberpfaffenhofener sorgten inzwischen auch dafür, daß Syntelmanns eiserne Faust mit Gefühl zupackt: Dehnungsmeßstreifen ermitteln den Druck, den die Greifzange ausübt. Die Daten gehen nach Verstärkung an einen Prozeßrechner, der die Schließbewegung so steuert, daß Syntelmann zwar nichts fallen läßt, aber auch nichts zerquetscht.

Dr. Lothar Schmieder, der die Versuche leitet, legt auf Exoskelett und Bedienungsperson keinen Wert: er steuert den vorerst nur einarmigen Manipulator mit dem EAI-Rechner Pacer 100 (32 K) des Instituts.

Im Frühjahr 1976 möchte er erreicht haben, daß der von der Syntelmann-Konstruktion übriggebliebene Rest programmgesteuert eine Ölpumpe zusammensetzen kann. Wenn gelingt, was Schmieder vorhat, wäre ein "intelligenter Roboter der zweiten Generation" da, der dem Menschen monotone Fließbandarbeit abnehmen könnte.