"Klein Houston" in Oberpfaffenhofen "trackt" drei Satelliten

Symphonie: Endlich ein voller Weltraumerfolg

10.01.1975

Sylvesterabend gab es für die Satellitentechniker und Datenverarbeiter der Zentralabteilung Satellitenbetrieb der Deutschen Forschungs- und Versuchsanstalt für Luft- und Raumfahrt in Oberpfaffenhofen bei München einen Leckerbissen von hohem Technik- und Hobby-Wert.

Für die erste europäische Übertragung eines Fernsehprogramms über einen Europaeigenen Kommunikations-Satelliten wurde das Fußball - Weltmeisterschafts - Endspiel von der französischen Bodenstation Pleumeur Budou bei Paris über Radioteleskope in den Himmel ausgestrahlt, vom geostationären Orbiter-Satelliten Symphonie empfangen und zurück auf die Erde nach Raisting/Oberbayern gefunkt, von wo es nach Klein-Houston am Ammersee übertragen wurde. Die Premiere zum Jahreswechsel war ein voller Erfolg.

Computer so wichtig wie Raketen

W. Markwitz, Leiter der Programmierabteilung und Manager für 23 der 120 Wissenschaftler, Nachrichtentechniker und DV-Spezialisten des German Space Operation Centers bedauert jedoch ein wenig, daß die Leistung der EDV angesichts der Bewunderung für die Raketen und Himmelskörper nicht immer angemessen gewürdigt wird: "Unsere Computer spucken halt kein Feuer und bleiben immer hübsch auf der Erde!"

Rechner Verbund für 15 Millionen Mark

Für diese Aufgaben gibt es auf dem DFVLR-Gelände einen Computerverbund von vier Rechnern (Nachrichtenrechner Siemens 306. Quick-Lock-Rechner Siemens 306, Wissenschaftlicher Rechner CDC 3800 und Datenkonvertierungsrechner Honeywell 516).

Wert der Hardware: etwa 15 Millionen Mark. Insgesamt 120 Millionen Mark Bonner Gelder kostete das gesamte Bodenbetriebssystem, zu dem ein Netz von Antennen, Teleskopen und Außenstationen gehört. Etwa 20 Techniker und Datenverarbeiter sind in Oberpfaffenhofen rund um die Uhr im Dienst, denn zur Zeit herrscht in Klein-Houston 3 Hochbetrieb. Erstmalig werden gleichzeitig drei Raumfahrt-Missionen abgewickelt. Mitte 1974 startete der schnelle erdnahe Polar-Bahnen-Satellit Aeros B, dessen Aufgabe die Messung physikalischer Größen in der obersten Schicht der Atmosphäre ist. Am 10. Dezember folgte die Raumsonde Helios A, die das Schwerefeld der Erde in Richtung Sonne verlassen wird. Acht Tage später wurde der geostationäre (fest am Himmel stehende) Nachrichten- und Wetter-Satellit Symphonie gestartet, der auch für die Datenverarbeitung von Interesse ist. Denn über die zwei Breitbandfernsehkanäle können auch je 600 Telephonleitungen und entsprechende Datenmengen für Datenfernübertragung geschaltet werden.