Suppenkasper

18.08.1989

Die amerikanischen DV-Anwender wollen sparen. Die Operation "Rotstift" macht auch vor den heiligen Mainframe-Hallen nicht halt (Seite 4). Nun mögen Branchen-Chronisten einwenden, derlei Downsizing-Dinge wiederholten sich in schöner Regelmäßigkeit alle paar Jahre und noch immer hätten sich die DV-Budgets nach einer Talfahrt kräftig erholt.

In der Tat: Wellenbewegungen, die sich dem allgemeinen Konjunkturverlauf anpaßten, hat es gegeben bei den DV-Ausgaben, doch wer will schon glauben, es werde auch diesmal wieder so sein, daß sich die Lage nach einer gewissen Zeit normalisiert? Nicht wenige Marketing-Manager der DV-lndustrie fürchten, daß es zum "großen Show-down" kommt. Die Anwender seien mündig geworden.

Das hört sich nach Einsicht an, doch sollte man die Zeichen von Selbsterkenntnis nicht überbewerten. Es stimmt zumindest nicht, daß die Topmanager in Sachen Computer aufgeklärt sind - da ist das DV-Management vor. Da die DV-Spezialisten mit ihrem Wissen Geld verdienen, kann man es ihnen nicht verdenken, daß sie sich durch Exklusiv-Informationen schützen wollen. Merke: Den wertvollen Stoff (Pre-Announcement-Daten über strategische Produkte etc.) gibt's nur bei den Herstellern.

Daß die DV-Anbieter daraus kein Kapital mehr schlagen können, hat einen ganz simplen Grund: Die Anwender können mit den Super-Duper-High-Tech-Produkten für die Vorwärtsrückwärts-ich-weiß-nicht-was-Kommunikation (Beispiel: ISDN) nichts anfangen. So grotesk das klingt: Mündigkeit ist nicht im Spiel - der Suppenkasper im Anwender zwingt die DV-Industrie zum Offenbarungseid.