Sunsoft: Solaris bleibt offen Sun Microsystems will sich von Unix-Eigner Novell freikaufen

04.02.1994

MUENCHEN (gfh) - Sun Microsystems moechte sich von der Betriebssystem-Entwicklung des Unix-Eigners Novell abkoppeln. Aus diesem Grund verhandelt der Workstation-Spezialist derzeit ueber die Freigabe saemtlicher Sourcecoder-Rechte.

Sollten die derzeit laufenden Verhandlungen zu einem Erfolg fuehren, dann bekommt Sun nicht nur das Recht, Unix nach Belieben zu veraendern, sondern auch wie bisher nur Novell Lizenzgebuehren zu erheben. Kritische Stimmen wie der britische Brancheninformationsdienst "Uni-gram-X" befuerchten daher eine technische wie wirtschaftliche Spaltung der Unix-Gemeinde.

"Wir bleiben strikt auf Open-Systems-Kurs", dementiert daher Brian Aiken, Sunsoft-Chef Europa, alle Geruechte, wonach Sun mit Solaris eigene, sprich: proprietaere Ziele verfolge. Nach Aikens Auskunft stehen beim Erwerb der Unix-Rechte finanzielle Motive im Vordergrund.

"Wir wollen ganz einfach keine Lizenzgebuehren mehr an Novell abfuehren", denn, so argumentiert Aiken weiter, im Preiskampf mit Betriebssystem-Konkurrenten wie Microsoft sei es ein Vorteil, wenn der Kunde nicht bei jedem Kauf neben Sunsoft auch noch indirekt an Novell bezahlen muesse.

Ob es tatsaechlich zu Preissenkungen fuer Solaris kommt, scheint angesichts der Gelder, ueber die nach Informationen von "Unigram-X" zur Zeit verhandelt wird, fraglich. Danach soll Sun fuer die Freigabe der Unix-Rechte zwischen 90 Millionen und 120 Millionen Dollar auf den Tisch legen. Die Lizenzabgabe soll sich auf jaehrlich etwa 15 Millionen Dollar belaufen. Diese Zahlen will Sunsoft allerdings nicht bestaetigen.

Bei Novell Deutschland kennt man zwar die Ambitionen von Sun, weiss aber offiziell nichts von konkreten Verhandlungen. Ausserdem bezweifelt man dort, dass Novell angesichts der Gefahren fuer die gerade erst erreichte Einheit der Unix-Gemeinde dem Sun-Angebot nachgeben wird.