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Sun sieht das Ende des Best-of-Breed-Ansatzes kommen

03.02.2006
Anlässlich eines Treffens von Top-Managern von Sun Microsystems mit Analysten in San Franzisko äußerte Unternehmenschef Scott McNealy, der Ansatz von Anwendern, für ihre Unternehmens-IT jeweils die besten am Markt verfügbaren Softwareprodukte (Best of Breed) einzusetzen, gehöre bald der Geschichte an. Stattdessen würde sich das Konzept, einheitliche Lösungen von einem Anbieter zu nutzen, durchsetzen.

Suns Chef erklärte, er sei in vielen Datenzentren gewesen. Dort habe er oft ein Sammelsurium von Anwendungen vorgefunden und sich immer gewundert, wo die IT-Verantwortlichen "all diese unterschiedlichsten Applikationen her hätten". McNealy nannte den Best-of-Breed-Ansatz "Frankenstein"-IT.

Suns Technikchef (Chief Technology Officer = CTO) Greg Papadopoulos schlug in die gleiche Kerbe: In Zukunft würden Anwender nicht mehr ihren eigenen Anwendungsmix zusammenstellen. Sie würden sich auch nicht mehr mit dem Problem herumschlagen, bei unterschiedlichen Anwendungen immer auf dem neuesten Stand der Softwareversionen sein zu müssen. Künftige Softwareinnovationen würden nicht mehr realisiert, indem Unternehmen jeweils aktuelle Softwareversionen implementieren. Vielmehr würden Firmen Softwareneuerungen nutzen, indem sie sich diese über das Angebot eines Dienstleisters via Internet zueigen machten.

Papadopoulos hat bei solchen Visionen natürlich Suns Grid-Angebot im Auge. Er vertritt die Ansicht, Innovationen könnten schneller realisiert werden, wenn Software nicht mehr auf CDs verkauft, sondern als Dienstleistung im Web angeboten wird.

Suns CTO musste sich allerdings kritische Bemerkungen zu Suns Bemühungen anhören, eine für solch ein Konzept nötige Grid-Infrastruktur aufzubauen. Bislang, so die anlässlich des Gesprächs mit Analysten laut gewordenen Zweifel, habe das Unternehmen zwar einige Ankündigungen in Sachen Grid gemacht. Entsprechende Dienstleistungen - also Applikationen via Internet von einem Sun-Grid - seien aber vom Unternehmen nach wie vor nicht verfügbar.

Laut Brancheninformationsdienst "Cnet" konzedierte Papadopoulos, Sun befinde sich gerade dabei, die physikalische Infrastruktur sowie Fragen der Abrechnungsmodi, der Sicherheit und der Abgrenzung unterschiedlicher Jobs in solch einem Grid-Konzept zum dritten Mal zu überarbeiten. "Das ist wirklich keine leichte Aufgabe," sagte Papadopoulos, "wir haben uns das nicht so schwer vorgestellt." (jm)