Scott McNealy scheut Prognosen

Sun muss kleinere Brötchen backen

27.07.2001
MÜNCHEN (CW) - Auch Sun muss angesichts der anhaltenden IT-Flaute weiter Federn lassen. Zwar übertraf der Server-Spezialist die Prognosen der Analysten um einen Cent pro Aktie. Der Umsatz für das vierte Quartal fiel jedoch deutlich geringer aus als im gleichen Vorjahreszeitraum. Rechnet man Sonderausgaben hinzu, verbuchte der Hersteller zum ersten Mal seit zwölf Jahren unter dem Strich ein rotes Quartalsergebnis.

Zwar versuchen die Sun-Verantwortlichen, Optimismus zu verbreiten, eine Vorhersage, wann wieder bessere Zeiten anbrechen werden, wollen sie allerdings nicht wagen. "Sie können jede Schlussfolgerung ziehen, die Sie wollen. Wir jedenfalls ziehen keine." So fertigte Scott McNealy die Analysten ab, die den Sun-Chef immer wieder mit Fragen nach den weiteren wirtschaftlichen Aussichten löcherten.

Im letzten Quartal setzte Sun vier Milliarden Dollar um, eine Milliarde weniger als im gleichen Vorjahreszeitraum. Der Gewinn verringerte sich von 717 auf 134 Millionen Dollar. Mit einem Gewinn pro Aktie von vier Cent übertrifft Sun zwar die Erwartungen der Analysten um einen Cent. Vor Jahresfrist konnten die Anleger allerdings noch 21 Cent pro Papier einstreichen. Rechnet man Sonderaufwendungen dazu, steht unter dem Strich sogar ein Minus in Höhe von 88 Millionen Dollar.

Der Einbruch in den beiden letzten Quartalen spiegelt sich auch in der Jahresbilanz wider. So konnte Sun zwar seinen Umsatz um 16,1 Prozent von 15,72 auf 18,25 Milliarden Dollar steigern, der Gewinn verringerte sich jedoch unter Einrechnung der Sonderausgaben um etwa 50 Prozent von 1,86 Milliarden auf 927 Millionen Dollar.

Probleme offenbart Sun vor allem im Produktbereich. Hier gingen die Einnahmen im vierten Quartal um 28,5 Prozent von 4,3 auf 3,1 Milliarden Dollar zurück. Positiv hat sich dagegen das Servicegeschäft entwickelt. Der Umsatz stieg im Quartalsvergleich um 30,9 Prozent von 689 auf 902 Millionen Dollar.

Allerdings dürfe man nicht davon ausgehen, dass das Servicesegment weiter in diesem Tempo wachse, erklärt Michael Lehmann, Chief Financial Officer (CFO) bei Sun. Für die kommenden Monate versucht der Finanz-Manager, die Erwartungen zu dämpfen. Das erste Quartal des neuen Geschäftsjahres sei traditionell schwach. Zwar habe sich das US-Geschäft wieder stabilisiert, die Flaute in Europa werde sich allerdings auch noch in den nächsten Quartalen in den Bilanzen niederschlagen.

Das erste Quartal des neuen Geschäftsjahres begann für die Mitarbeiter von Sun alles andere als viel versprechend. Die Unternehmensleitung hatte ihren Angestellten Anfang Juli eine Woche Zwangsurlaub verordnet. Doch trotz der angespannten Wirtschaftslage plant der Server-Hersteller laut Lehmann keine Entlassungen.

Allerdings ziehen die Personalverantwortlichen die Zügel straffer an. Jeder Abteilungsleiter muss die Leistung seiner Mitarbeiter bewerten und die zehn Prozent Schlechtesten benennen.

Helmut Wilke, der neue Deutschland-Chef von Sun, versucht abzuwiegeln. Die Leistungsbewertung sei Teil eines seit Jahren betriebenen Personalentwicklungsprogramms. Ziel sei lediglich, die Mitarbeiter zu kategorisieren. In Deutschland wuchs das Personal während des letzten Geschäftsjahrs um 335 auf 1820 Angestellte. Laut Wilke soll dieser Stand gehalten werden. Es gebe keinen Sinn, jetzt Leute zu entlassen, die man dann mühsam suchen müsse, wenn es wirtschaftlich wieder bergauf gehe.