Studie zeigt: Blognutzer sind investigative Multiplikatoren

16.02.2007
Von Jürgen Liebherr
Die Universität Leipzig hat in Kooperation mit der Suchmaschine Ask.com über 600 Internetnutzer in Deutschland zum Thema Weblogs befragt. Die Studie vergleicht die Motivation der Blogger und entwickelt eine Typologie. Darüber hinaus wurde die Nutzung, Glaubwürdigkeit und Auffindbarkeit von Weblogs untersucht.

Zielgruppe der Studie waren Menschen, die mit dem Internet bestens vertraut sind: 96 Prozent der Befragten nutzen das Internet mehrmals täglich. Die Nutzungsgewohnheiten dieser Trendsetter und Heavy-User können als Indikator für die künftige Entwicklung der Kommunikationslandschaft im Internet interpretiert werden. Die meisten der Befragten sind mit Weblogs gut vertraut (lediglich 12,7 Prozent konnten nichts mit dem Begriff anfangen), verbinden jedoch individuell sehr unterschiedliche Assoziationen damit, die vom „Tagebuch ohne Schlüssel“ über ein „Selbstvermarktungsinstrument“ und einen „riesigen Heuhaufen“ bis zur „täglichen Informationsquelle“ reichen. Insgesamt haben Blogs eine hohe Relevanz: 84 Prozent der Befragten meinen, dass Blogs Insiderwissen an die Öffentlichkeit bringen.

Anhand der unterschiedlichen Nutzungsgewohnheiten hat das Team um den Studienleiter Prof. Dr. Ansgar Zerfaß (Uni Leipzig) erstmals für den deutschen Raum eine Typologie von Blognutzern erstellt. Dabei wurde deutlich, dass „Betreiber und Rezipienten von Blogs verschiedene Charaktere sind: Blogger sind extrovertierter, Blogleser stärker konsumorientiert“, so Zerfaß.

Mehrheitlich sind Blognutzer laut Zerfaß „investigative Multiplikatoren“, also Konsumenten, die mehr wissen wollen, Informationen aktiv weitergeben und gut vernetzt sind. Die Bedeutung für die Wirtschaft liegt – so die Pressemeldung zur Studie – auf der Hand: Blognutzer sind interessante Dialogpartner für Marketing und Unternehmenskommunikation sowie für alle, die sich frühzeitig mit gesellschaftlichen Trends, neuen Ideen und kritischen Stimmen auseinandersetzen wollen.

Im Einzelnen identifiziert die Studie fünf verschiedene Blognutzer: 17,7 Prozent der Befragten wurden als „Social Networker“ klassifiziert. Sie nutzen Blogs in erster Linie um in Kontakt mit Freunden zu bleiben, neue Bekanntschaften zu knüpfen und sich mit anderen auszutauschen. Ebenfalls 17,7 Prozent zählt die Gruppe der „Selbstdarsteller“. Sie behaupten von sich „etwas zu sagen zu haben“ und möchten „Ärger und Kritik loswerden“. Aktive Blogger gehören eher einer dieser beiden Gruppen an. Die größte Gruppe bilden allerdings die „Wissensdurstigen“ (23,7 Prozent). Sie nutzen Blogs in erster Linie um Hintergrundinformationen zu suchen; klassischen Medien trauen sie weniger als anderen Gruppen. Zwei weitere Gruppen sind die „Informationssucher“ (18,9 Prozent) und die „Aktiven Konsumenten“ (22,8 Prozent). Sie sind auf der Suche nach aktuellen Nachrichten bzw. Produktinformationen. Letztere beide Gruppen bestehen mehrheitlich aus passiven Bloglesern und weniger aus Schreibern.

Die Gründe, weshalb ein Blog genutzt wird, sind höchst unterschiedlich: Aktive Blogger scheinen im Gegensatz zu Bloglesern ein viel stärkeres Sendungsbewusstsein zu haben: 66,8 Prozent der Blogger bloggen, weil sie meinen „etwas zu sagen zu haben“. Die Leser scheinen weniger „eitel“ zu sein: von ihnen behaupten dies nur 7,5 Prozent. Als Motivation für das Schreiben eines Weblogs gab fast jeder fünfte Blogger (18,5 Prozent) an, „Leute aufklären“ zu wollen und 16,1 Prozent zielen sogar darauf ab „die Gedanken anderer zu beeinflussen“. Bei den Bloglesern überwiegt das Motiv der Informationssuche. Jeder Vierte (26,5 Prozent) nutzt Blogs, um sich über Produkte zu informieren, während nur 3,7 Prozent der Schreiber dies tun.

Um die Auffindbarkeit von Blogs scheint es laut Studienergebnissen schlecht bestellt: Relevante Blogs werden meistens durch Verweise in anderen Blogs (70,1 Prozent) oder durch Empfehlungen von Freunden gefunden (53,6 Prozent). Jeder zweite Befragte stößt rein zufällig beim Surfen auf ein Blog, das ihn interessiert. Sowohl Suchmaschinen wie auch spezielle Blogsuchen sind zurzeit noch unterrepräsentiert – nur circa jeder dritte Surfer nutzt einen solchen Service.

Der Ergebnisbericht der gemeinsamen Studie der Universität Leipzig und des Suchmaschinenbetreibers Ask.com ist auch online verfügbar unter www.blogstudie2007.de.