Stiefkind Risiko-Management

12.04.2005
Die meisten Anwender, die SAP-Lösungen einführen, verzichten auf Risiko-Management. Die Folgen können gravierend sein.

Nur rund ein Viertel der befragten SAP-Anwender setzt bei der Einfüh- rung der Walldorfer Software auf Risiko-Mana- gement. Das ergab eine On- line-Umfrage unter 148 Mit- gliedern der Deutschsprachi- gen SAP-Anwendergruppe e.V. (DSAG): Bei 78 Prozent der Interviewten blieben die Evaluierung und der syste- matische Umgang mit Risiken bei der SAP-Einführung außen vor.

Hausgemachte Probleme

Die Überschreitung von Budgets und Terminen, aber auch Schwierigkeiten bei der Funktionsumsetzung sind laut Studie oft hausgemachte Probleme, die sich mit Hilfe des Risiko-Managements hätten vermeiden lassen: So waren rund 58 Prozent der Befragten der Meinung, die aufgetretenen Probleme hätten sich bereits im Vorfeld angekündigt.

"Es ist überraschend, dass die Mehrheit der Unternehmen bei der Einführung von SAP-Lösungen auf Risiko-Management verzichtet. Wir sehen großen Nachhol- und Aufklärungsbedarf. Die Ergebnisse zeigen, dass die aufgetretenen Probleme bei der Einführung von Standardsoftware primär bei den Anwenderunternehmen begründet liegen", bestätigte Karl Liebstückel, zweiter Vorsitzender der DSAG und Professor an der Fachhochschule Würzburg.

Die größten Risiken

Das spiegelt auch die Befragung der Anwender wider. Als Hauptrisiken bei Standardsoftwareprojekten wurden im Rahmen der Untersuchung folgende Faktoren identifiziert:

- Fehlendes Risiko-Management (78 Prozent),

- Zeitmangel in der Planungsphase (78 Prozent),

- unklare Anforderungen (78 Prozent),

- Mehrbelastung der Mitarbeiter (75 Prozent),

- permanente Änderungswünsche während der Projektlaufzeit (74 Prozent),

- schlechte Planung im Vorfeld (67 Prozent),

- (unzureichende) Beherrschung der SAP-Technik (63 Prozent).

Nur knapp 18 Prozent der Umfrageteilnehmer haben ihre Ziele vollständig erreicht. Rund 63 Prozent gaben zu Protokoll, die Vorgaben "in einem akzeptablen Rahmen" erfüllt zu haben, während 19 Prozent sie vorwiegend oder sogar vollständig verfehlten. In rund 56 Prozent der Projekte ließen sich die benötigten Funktionen auf Anhieb richtig umsetzen, bei 44 Prozent waren jedoch Nacharbeiten notwendig. Den vorgesehenen Zeitrahmen konnten 60 Prozent der Befragten nicht einhalten; in etwa zwei Dritteln dieser Fälle kam es zu einer Überschreitung des geplanten Fertigstellungstermins um bis zu 25 Prozent. Darüber hinaus wurde bei über zwei Dritteln (68 Prozent) der Projekte das Budget - im Schnitt um 21 Prozent - überzogen.

Die wichtigsten Erfolgsfaktoren

Zu den Schlüsselfaktoren für die erfolgreiche Einführung von Standardsoftware zählen der Erhebung zufolge die Unterstützung durch die Geschäftsleitung (82 Prozent), kompetentes Projekt-Management (78 Prozent), gute Zusammenarbeit (67 Prozent), strukturierte Vorgehensweise (67 Prozent) und die Einbeziehung der Fachabteilung (66 Prozent). (kf)