Insolvenzverschleppung?

Staatsanwaltschaft filzt Teldafax-Standorte

28.06.2011
Ging beim pleite gegangenen Energieversorger Teldafax alles mit rechten Dingen zu, oder wurden die Geschäfte nur mit einer Art Schneeballsystem am Laufen gehalten?

Der Verdacht der Ermittler: Insolvenzverschleppung und gewerbsmäßiger Betrug. Jahrelang hat der inzwischen insolvente Energieversorger Teldafax mit Niedrigpreisen und Festpreisgarantien Kunden geködert - und dabei hohe Verluste eingefahren.

Die Staatsanwaltschaft hat den Verdacht, dass dahinter kriminelle Methode stand und schon viel länger klar war, dass Teldafax zahlungsunfähig ist. Der Vorwurf: Insolvenzverschleppung und gewerblicher Betrug. Am Montag schlugen die Ermittler zu und durchsuchten in einer groß angelegten Razzia zahlreiche Firmenstandorte, aber auch Privaträume der mutmaßlich Verantwortlichen.

Dabei wurden Unterlagen am Hauptsitz Troisdorf bei Bonn, an zahlreichen anderen Standorten bundesweit und in Privaträumen beschlagnahmt.

Am 14. Juni hatte der Billiganbieter von Strom und Gas beim Amtsgericht Bonn Insolvenz angemeldet. Kurz drauf stoppte Teldafax "vorübergehend" die Belieferung seiner noch verbliebenen Kunden, was der Insolvenzverwalter mit der schlechten finanzielle Lage begründete.

Die Staatsanwaltschaft sieht das so: Als im Jahr 2008 die Strompreiserhöhungen einsetzten, waren die von Teldafax angebotenen Tarife nicht mehr kostendeckend. Hohe Verluste seien die Folge gewesen, die auch in den Folgejahren nicht mehr hätten ausgeglichen werden können. Daher hegen die Ermittler den Verdacht, dass die Insolvenzreife schon lange vor dem 14. Juni 2011 erreicht war. Die Staatsanwaltschaft hat zudem den Verdacht, dass viele Verträge in Kenntnis der desolaten Situation abgeschlossen wurden, um Vorauszahlungen der Kunden zu kassieren. Ermittelt wird schon seit Monaten.

Die finanzielle Schwierigkeiten von Teldafax wurden bereits 2010 bekannt. Das Unternehmen konnte sich vorübergehend nur über Wasser halten, indem neue Kunden hinzukamen und die Stromlieferungen im Voraus bezahlten. Das Geschäftsmodell, mit Niedrigstpreisen vorübergehend Verluste hinzunehmen, um auf dem Strommarkt schnell Fuß zu fassen, scheiterte.

Zahlreiche Netzbetreiber kündigten die Durchlieferungsverträge, weil das Troisdorfer Unternehmen nicht zahlte. Die Kundenzahl von einst 700 000 Strom- oder Gasabnehmern halbierte sich nach dpa-Informationen auf 350 000. Nach der Insolvenzanmeldung kündigten weitere Durchleiter.

Kunden müssen zwar nicht befürchten, dass sie kein warmes Wasser oder keinen Strom mehr haben werden. Sie werden automatisch vom jeweiligen Grundversorger weiterbeliefert. Allerdings kann das höhere Preise als gewohnt zur Folge haben. Natürlich steht es jedem Kunden frei, sich einen neuen Versorger zu suchen.

Welche Auswirkungen die Razzia und die Verdachtsmomente gegen das Teldafax-Management auf die Bemühungen des vorläufigen Insolvenzverwalters Biner Bähr zur Rettung des Unternehmens haben werden, ist zunächst nicht absehbar. Klar ist, Teldafax braucht frisches Geld, um den Betrieb weiterführen zu können. Darüber wird nach Angaben Bährs mit strategischen Investoren verhandelt. Eine Stellungnahme zur aktuellen Entwicklung wollte Bährs Sprecher Wolfgang Weber-Thedy nicht abgeben. "Wir halten an unseren Plänen fest", sagte er nur. (dpa/tc)