Streit zwischen den Eignern eskaliert

Staatsanwalt ermittelt gegen den Chef der Finanzakademie

29.03.1996

Die grosse Liebe war es nie - das Verhaeltnis zwischen der Deutschen Privaten Finanzakademie und ihrer Tochtergesellschaft, dem DV-Schulungsanbieter CDI. Bekanntlich haelt die Finanzakademie 75 Prozent und die Mitarbeitergesellschaft EFA gemeinsam mit einer Privatperson 25 Prozent der Anteile am Muenchner Bildungsunternehmen. Zankapfel ist die Hoehe der Abgaben, die CDI an den Hauptgesellschafter abfuehren muss.

Auf der juengsten Gesellschafterversammlung eskalierte der Streit so sehr, dass beide Parteien beschlossen, die Anteile der jeweils anderen einzuziehen. Gegen die Beschluesse wird es zur wechselseitigen Anfechtungsklage kommen. Die Finanzakademie habe, so Finanzvorstand Guenter Hoenig, ein Gutachten erstellen lassen und sei sich ihrer Sache sicher. Er geht davon aus, dass die Offensive der EFA keinen Erfolg haben werde und sich letztlich beide Seiten aufraffen muessten, um die Streitigkeiten beizulegen. EFA- Geschaeftsfuehrer Bruno Fuchs dagegen rechnet damit, dass das Landgericht "die Finanzakademie aus der CDI-Gesellschafterrunde entfernt".

Aufgrund einer Strafanzeige wegen des "Verdachts der Untreue" ermittelt die Muenchner Staatsanwaltschaft indessen gegen den Vorstandsvorsitzenden der Finanzakademie Gernot Wappenhans. Hoenig und Wappenhans geben sich zuversichtlich, dass die Staatsanwaltschaft das Verfahren einstellen werde, da alle Vertraege zwischen Akademie und CDI in Ordnung seien. Die EFA glaubt dagegen, dass die Ermittlungen zur Anklage fuehren.

Waehrend bei CDI die Geschaefte gut laufen, kriselt es bei der Finanzakademie seit laengerem, wie von Kennern der Unternehmensgruppe zu erfahren war. Hoenig wehrt sich vehement gegen solche Geruechte. Er spricht von "Umstrukturierung". Der Akademieverbund, dem einmal ueber 40 Bildungsgesellschaften angehoerten, werde auf 15 Unternehmen zusammenschrumpfen. Man habe im Maerz 1996 eine Kapitalerhoehung von 2,5 Millionen Mark vorgenommen. Hoenigs Ziel ist es, in diesem Jahr 100 Millionen Mark Umsatz zu erwirtschaften und die Nummer eins im deutschen Bildungsmarkt zu werden.

<H4>Berliner Unternehmer fuehlt sich getaeuscht</H4>

Der Weg zu diesem hochgesteckten Ziel koennte fuer die Akademie dorniger sein, als ihr lieb ist. So beschwerten sich Dozenten ueber verspaetete und zu niedrige Honorarzahlungen. Uebel erwischte es den Berliner Heinz-Juergen Haupt, ehemaliger Geschaeftsfuehrer des Bildungsanbieters ZUT. 1993 erwarb der Akademieverbund 75 Prozent seines Unternehmens. Da er genug Mietflaeche zur Verfuegung hatte, wurden gleich mehrere Akademie-Gesellschaften einquartiert.

Als er sah, dass diese Unternehmen nur unregelmaessig Miete zahlten, wollte er im Herbst 1995 seine Anteile zurueckkaufen. Wappenhans soll eingewilligt haben. "Die Vertraege liegen vor", versichert Haupt. Kurz danach wurde er aber von der Finanzakademie als Geschaeftsfuehrer abberufen. Obwohl sein Arbeitsvertrag bis 1998 laufe, habe er seit Herbst letzten Jahres kein Gehalt gesehen.