EU-Kommission prüft Hilfsaktion

Staatliche Finanzspritze soll Bull retten

29.03.2002
MÜNCHEN (CW) - Um die Groupe Bull vor der Pleite zu bewahren, will die französische Regierung dem schwer angeschlagenen IT-Konzern erneut unter die Arme greifen. Allerdings muss die Zahlung erst von der Europäischen Kommission geprüft werden. Möglicherweise steht eine kartellrechtliche Untersuchung bevor.

Nachdem die französische Regierung der Groupe Bull, an der sie mit 16 Prozent beteiligt ist, bereits im November vergangenen Jahres 100 Millionen Euro zugeschossen hatte, will sie jetzt erneut eine Finanzspritze in Höhe von 350 Millionen Euro bewilligen. Mit der Hilfsaktion soll der IT-Konzern kurzfristige Liquiditätsprobleme lösen - für Restrukturierungsmaßnahmen darf das Geld nicht verwendet werden. Wenn die Europäische Kommission die Zahlung jedoch nicht genehmigt, droht dem Unternehmen möglicherweise noch in diesem Jahr das Aus. Andere Großaktionäre wie NEC, Motorola und France Télécom haben jede weitere Unterstützung abgelehnt und ihre Beteiligungen an Bull zum Teil sogar bereits abgeschrieben.

Das im französischen Louveciennes ansässige Unternehmen, das schon lange am Tropf der französischen Regierung hängt, ist seit 1998 immer tiefer in die roten Zahlen gerutscht. Auch in den Boomjahren 1999 und 2000 gelang es Bull nicht, in die Gewinnzone zurückzukehren. Vergangene Woche hatte der Anbieter von Hard- und Software sowie IT-Services für das abgelaufene Geschäftsjahr einen Nettoverlust von 253 Millionen Euro ausgewiesen. Der Umsatz sank gegenüber dem Vorjahr um 8,7 Prozent auf 2,54 Milliarden Euro. Als Konsequenz aus dem schlechten Ergebnis kündigte der Konzern an, weitere rund 1500 Mitarbeiter zu entlassen und mehrere Manager auszuwechseln. Seit 1988 ist die Belegschaft schrittweise von 46 000 auf inzwischen rund 6000 Mitarbeiter reduziert worden. (sp)