Ist der Baan-Kauf schon verdaut?

SSA übernimmt EXE Technologies

29.08.2003
MÜNCHEN (CW) - Die Akquisition von Baan ist kaum verdaut, da hat SSA Global Technologies Inc. (SSA GT) schon Appetit auf die nächste Firmenübernahme: Innerhalb der kommenden hundert Tage will sich der in Chigaco ansässige ERP-Anbieter den Supply-Chain-Execution-Spezialisten EXE Technologies Inc. einverleiben.

"In zwölf Monaten wollen wir eine Milliarde Dollar umsetzen und 20000 Kunden haben." So lautete das offizielle Statement des SSA-Managements nach der Baan-Übernahme, die den addierten Unternehmensumsatz auf 600 Millionen Dollar hochschraubte (siehe www.computerwoche.de/go/80112420). In Gestalt des Supplier-Relationship-Management-Spezialisten Ironside Technologies Inc. und des Collaboration-Experten Elevon Inc. schluckte der Softwareanbieter kurz darauf zwei weitere Unternehmen aus dem Dunstkreis des Enterprise Resource Planning. Eigenen Angaben zufolge beliefert SSA derzeit 16000 Kunden. Die Palette seiner Applikationen reicht von der Produktionsplanung bis zum E-Commerce.

Vielversprechender Markt für Supply Chain Execution

Mit dem jüngsten Coup zielt der Software-Gourmand auf den Marktsektor Supply Chain Execution (SCE), der von den Analysten als vielversprechend eingeschätzt wird (siehe www.computerwoche.de/go/80111855). Als marktführende Anbieter gelten hier Manhattan Associates und EXE Technologies Inc. mit Sitz im texanischen Dallas. EXE musste im vergangenen Geschäftsjahr allerdings einen kräftigen Umsatzeinbruch und einen erneuten Verlust hinehmen. Die Einnahmen des 1997 gegründeten Unternehmens lagen mit 73,7 Millionen Dollar um fast ein Viertel unter denen des Vorjahres (97,5 Millionen). Das Minus unter dem Strich fiel mit 11,8 Millionen Dollar immerhin etwas geringer aus als 2001 (12,9 Millionen).

Wie SSA und EXE übereinstimmend bekannt gaben, haben sie bereits ein "definitives" Abkommen über eine Verschmelzung der beiden Unternehmen getroffen. Demzufolge wird ein Teil von SSA GT in der EXE Technologies Inc. aufgehen, die wiederum als hundertprozentige SSA-Niederlassung firmiert.

Den Aktionären wurde die Möglichkeit eingeräumt, ihre Anteilscheine für jeweils 7,10 Dollar in bar an den designierten Akquisitionspartner abzugeben. Wenn sie dem Verkauf zustimmen, geht der Deal voraussichtlich innerhalb der kommenden drei Monate über die Bühne. EXE-Chairman Ray Hood, der knapp sechs Prozent der Unternehmensanteile hält, hat sich bereits für die Fusion ausgesprochen.

"In der Industrie vollzieht sich derzeit gerade ein Paradigmen-wechsel, und SSA GT bildet die Speerspitze", kommentierte Mike Greenough, President, Chairman und Chief Executive Officer des übernahmehungrigen Softwareanbieters, die bevorstehende Akquisition. "Die Unternehmen haben viel in ihre ERP-Kernsysteme investiert, und deren Wert weiter auszuschöpfen, sollte nicht an den Kosten scheitern", ergänzte er mit Blick auf seine traditionell dem mittleren Wirtschaftssegment angehörende Klientel.

Aus den Worten des SSA-Chefs lässt sich mühelos eine Kampfansage an SAP, Oracle und Co. heraushören: Es gilt, weniger finanzstarken Unternehmen Best-of-Breed-Lösungen aus einer Hand anzubieten - zu weit niedrigeren Anschaffungs- und Betriebskosten, als die integrierten Standardpakete verursachen. Zu diesem Zweck planen Greenough und Executive Vice President Graeme Cooksley weitere Firmenübernahmen, beispielsweise im CRM-Bereich. Inwieweit SSA seine Software-Bausteine miteinander verzahnen wird, lässt das Management aber noch weitgehend im Dunkeln. (qua)