Spezialist für Business Intelligence Cognos: Von Finanzanalysten getrieben

21.09.2007
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Sascha Alexander ist seit vielen Jahren als Redakteur, Fachautor, Pressesprecher und Experte für Content-Strategien im Markt für Business Intelligence, Big Data und Advanced Analytics tätig. Stationen waren unter anderem das Marktforschungs- und Beratungshaus BARC, die "Computerwoche" sowie das von ihm gegründete Portal und Magazin für Finanzvorstände CFOWORLD. Seine Themenschwerpunkte sind: Business Intelligence, Data Warehousing, Datenmanagement, Big Data, Advanced Analytics und BI Organisation.
Während der Hersteller durch Übernahmen wie die von Applix und neue Produkte die Finanzbranche erfreuen muss, fragen sich hierzulande Kunden, was das noch mit ihnen zu tun hat.

Der geplante Kauf des Konkurrenten Applix hat nicht nur Fragen aufgeworfen, ob und wie Cognos die eigenen Produkte für Planung und multidimensionale Datenanalyse mit denen von Applix integrieren will. Auch der Preis von 339 Millionen Dollar in bar scheint manchen Finanzanalysten zu hoch. Sie bemängeln, dass Cognos einen großzügigen Aufschlag von 24 Prozent auf den Marktwert von Applix gewährt hat. Applix hatte in den letzten zwölf Monaten 61,2 Millionen Dollar eingenommen und nach offiziellen Angaben rund 3000 Kunden mitgebracht. Gegenüber dem Brancheninformationsdienst "Computerwire" äußerten jetzt Vertreter von BMO Capital Markets, Blackmont Capital und Scotia Capital dass ihre künftige Bewertung davon anhänge, ob Cognos eine schnelle und nachvollziehbare Integration der Applix-Produkte schaffe, da Cognos in der Vergangenheit solche Aufgaben eher schleppend angegangen sei.

Management schwärmt für Applix

Da die Übernahme noch nicht abgeschlossen ist, schweigt der Hersteller bisher zu den Plänen mit Applix. Allerdings beeilten sich David Mahony, bisherige Chief Excutive Officer (CEO) von Applix, und Rob Ashe, CEO bei Cognos, den Kaufpreis zu verteidigen. Laut Mahony sei es ein "sehr guter"Deal", von dem man in einem bis zwei Jahren sagen werde, dass er für Cognos unglaublich günstig gewesen sei. Kunden und Partner hätten sich bereits positiv zu den Möglichkeiten bei der Arbeit mit Applix geäußert (siehe auch den Projektbericht zum Einsatz von TM1 bei der Deutschen Bahn). Es sei vorstellbar, die Analysedatenbank "TM1" von Applix als ein Baustein für schnelle Auswertungen (In-Memory-Analysen vor allem für Planungsanwendungen) mit der BI-Plattform "Cognos 8 BI" zu koppeln. CEO Rob Ashe bezeichnete den Kauf als eine hervorragende Möglichkeit, um den eigenen Produkten für Corporate-Performance-Management "Cognos Planning" und "Cognos Controller" eine leistungsfähige Basis zu geben.

Deutsche User Group hat andere Interessen

Applix ist auch ein Thema auf der Tagung der deutschsprachigen Cognos User Group, die derzeit im Bad Liebenzell stattfindet. Laut Vorsitzendem Kai Noack können sich die Teilnehmer bisher keinen rechten Reim auf die Übernahme machen. Vor allem die Zukunft von Cognos Olap-Server "Powerplay" sei zu klären. Immerhin sehe man aber für Cognos die Chance, durch TM1 künftig auch das derzeit in Fachkreisen diskutierte Thema In-Memory-Auswertungen abdecken zu können (allerdings hatte der Hersteller dies auch schon mit dem Kauf von Celequest und der Kooperation mit Composite Software angegangen). Auch besitze der Hersteller damit erstmals 64-Bit-fähige Analysesoftware.

Doch viele der Top-Themen bei der Produktentwicklung wie mobile Anwendungen, Software-as-a-Service, BI-Appliances und Suchtechnik, die sich Cognos derzeit auf die Fahnen schreibt, interessieren hierzulande oft gar nicht. "Beispielsweise spielen mobile BI-Lösungen oder die Nutzung von Gadgets für die Mitglieder keine Rolle". Man habe den Eindruck, dass die Strategie von Cognos stärker zum US-Markt passe und von Analysten geprägt werde. "Cognos besetzt viele Analystenthemen und muss dazu wohl oder übel Angebote schaffen", sagte Noack gegenüber der COMPUTERWOCHE. (siehe auch "Cognos erprobt neue Produktstrategien für Business Intelligence")

Selbst die von Cognos vor mittlerweile zwei Jahren eingeführte BI-Plattform Cognos 8 BI, ist zumindest bei der Mehrheit der 50 Teilnehmer der Veranstaltung noch nicht im Einsatz. Vielmehr setzen viele von ihnen weiterhin auf die frühere BI-Suite "Cognos Series 7", für die der Hersteller nun unbegrenzten Support versprochen hat, berichtet Noack. "Drei Anwender wollen sogar noch neue Projekte starten, weil sie eine erprobte Lösung bevorzugen und ihnen Cognos 8 BI wenig Neues bietet". Im Frühjahr 2008 soll Version 7.5 auf den Markt kommen mit vielen neuen Features beispielsweise in der Benutzeroberfläche und eine verbesserte Server-Administration der Reporting-Software "Impromptu Web Reports" aufwarten.

Sanfte Migration und komplexe Lizenzen

Ein Umdenken hat bei Cognos auch in puncto Migration auf Cognos 8 BI stattgefunden. So habe man eingesehen, dass Migrations-Tools allein nicht immer helfen können, um Reports unverändert in die neue Umgebung zu überführen. Auch müssen Datenmodelle stets noch einmal nachbearbeitet werden. Daher spricht Cognos nun von einer "sanften Migration", sprich: wenn die Wartung ausläuft, will man Kunden in einem neuen Projekt zur Nutzung von Cognos 8 BI bewegen. Dabei müssen sich Anwender künftig auch mit einem neuen Lizenzmodell anfreunden. Unterschied Cognos bisher unter eher technischen Aspekten nach "Benutzerklassen", so wird künftig nach diversen Rollen wie "Autor" oder "Konsument" berechnet, die jede ihren eigenen Preis hat. Manche Teilnehmer zeigten sich besorgt, wie sie die künftige Vielfalt von Benutzeroberflächen handhaben sollen. "Als Neukunde weiß ich doch gar nicht genau, welche Rollen ich brauche", sagte Noack.