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Software-Chaos in bayerischen Amtsstuben

08.12.2004

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Trotz der massiven Sparpläne der Stoiber-Administration ist im Vorzeige-Bundesland Bayern Verschwendung an der Tagesordnung. Wie der Bayerische Oberste Rechnungshof (ORH) in seinem Jahresbericht meldet, verprasst die Staatsregierung durch den planlosen Einsatz von Software und Computern alljährlich Steuergelder in Millionenhöhe. So werden laut ORH für die Personal- und Stellenverwaltung der 338.000 Staatsdiener derzeit 16 verschiedene Systeme eingesetzt. Das Staatsministerium der Finanzen (StMF) etwa arbeitet mit einem System auf Basis von SAP R/3 HR, obwohl mit dem "Dialogorientierten Personal- und Stellenverwaltungssystem" (Diapers) bereits eine geeignete Lösung vorhanden ist, für die keine zusätzlichen Entwicklungs- und Lizenzkosten anfallen. Die Personaldaten von 29.000 Beschäftigten werden sogar noch immer manuell (etwa mit Karteikarten) oder mit einfachen PC-Programmen (z.B. Word, Excel, Access) geführt.

Der Mehraufwand ist beträchtlich: Aus Sicht des Rechnungshofs könnten durch den Einsatz eines ressortübergreifenden, einheitlichen Personalverwaltungssystems - dies wurde übrigens bereits 1975/76 von einer interministeriell besetzen Projektgruppe angeregt - mehr als 250 Vollzeitkräfte eingespart, beziehungsweise anderweitig beschäftigt werden.

Ähnliche Missstände moniert der Rechnungshof im Bereich Arbeitszeiterfassung: Dem Bericht zufolge sind mit der Erfassung der Arbeitszeit von 160.000 Beschäftigten derzeit mehr als 400 Angestellte befasst - etwa 180 davon könnten sich laut ORH beim ausschließlichen Einsatz elektronischer Systeme anderen Aufgaben widmen. Bis dato setzen rund ein Viertel der Behörden noch immer auf eine manuelle oder elektromechanische Zeiterfassung, obwohl die elektronische mit 169 Euro pro Jahr und Bediensteten wesentlich günstiger sei. Auch bei der Beschaffung der Zeiterfassungssysteme zeigen sich laut Bericht Mängel: Anstatt den Bedarf zu bündeln und damit Preisnachlässe zu erzielen, wurden die Systeme überwiegend nur für einzelne Behörden beschafft. (mb)