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Glückwunsch :-)

Seit 30 Jahren lächelt sich ein Smiley durchs Netz

13.09.2012
Doppelpunkt links, Klammer rechts, mittig noch ein Strich :-) und fertig ist das Grinsegesicht. Vor 30 Jahren erblickte der seitwärts liegende Smiley das Licht der damals noch winzigen Online-Welt. Es folgte eine atemberaubende Karriere.

Es gibt ihn lachend :-) ebenso wie traurig :-( oder zwinkernd ;-) und selbst die Zunge rausstrecken :-P kann er. Am kommenden Mittwoch (19.) wird der auf der Seite liegende Smiley 30 Jahre alt. Längst ist die auf jeder gängigen Tastatur zu erzeugende Zeichenfolge rund um den Online-Smiley Bestandteil der Schreibkultur wie etwa in Emails, Chats oder der Kurzmitteilung SMS.

Als Geburtshelfer des Seitwärts-Smileys gilt Professor Scott Fahlman. Der Forscher grübelte in einem internen Onlineforum der Carnegie Mellon University aus Pittsburgh am 19. September 1982, wie man Humor im Netz markieren könnte - dort, wo beim rein Schriftlichen nun einmal Mimik, Gestik, Betonung und Stimmlage fehlen. Denn immer wieder kam es dazu, dass die Verfasser von Beiträgen in einem Online-Forum Humor, Ironie oder Sarkasmus einfach nicht erkannten, was die Diskussionen häufig erschwerte.

Also postete Fahlman die wegweisende Idee: "Ich schlage folgende Zeichen-Sequenz für Spaßmacher vor: ":-)". Lest es seitwärts." Und einen kleinen Seitenhieb auf den Diskussionsverlauf erlaubte er sich auch noch: "Eigentlich wäre es angesichts des aktuellen Trends hier vielleicht zielführender, Dinge zu markieren, die KEINE Witze sind." Dafür schlug er dann :-( als Markierung vor. 30 Jahre ist das her.

Inzwischen sind die Smileys viel mehr als Helfer, die Humor in einem Text kennzeichnen. Längst gibt es auch Rosen @}--->--- oder B-) Sonnenbrillenträger. Weil Emotionen transportiert werden, sprechen Sprachwissenschaftler auch von sogenannten Emoticons - was sich zusammensetzt aus Emotion und dem Wort Icon (englisch für Symbol).

Für den Sprachwissenschaftler Professor Peter Schlobinski von der Leibniz Universität Hannover sind derartige Kniffe im Text durchaus clever und bestimmt kein Zeichen für Verfall und Niedergang der Schriftsprache. Beim Austausch von knappem Text per Internet oder SMS sei es von Vorteil oder gar nötig, nonverbale Merkmale gesondert darzustellen, da der Gesprächspartner nun einmal nicht zu sehen ist.

Daher hat der Seitwärts-Smiley längst auch Verwandtschaft wie etwa "lol" (laughing out loud, lauthals lachen) oder ko15mispä (komme 15 Minuten später). "Sprachökonomie", nennt Schlobinski das in seinem Buch "Von hdl bis dubidodo - (K)ein Wörterbuch zur SMS", wobei diese Abkürzungen für "hab' dich lieb" und "du bist doch doof" stehen.

So seien die kurzen Texte keineswegs unverständlich oder gar schlecht. Vielmehr spiegelten sie Funktionalität wider, einen "SMS-Stil", wie es Schlobinski nennt. Das ursprüngliche Limit von 160 Zeichen bei Handy-Kurznachrichten habe diesen Trend mit befeuert.

Längst greift diese Entwicklung um die ganze Welt. In China haben sich sowohl die westlichen als auch japanische Emoticons verbreitet. Kulturell gibt es aber Unterschiede zu den westlichen Symbolen. Auch haben Chinesen wie Japaner durch ihre Zeichensprache einen viel engeren Bezug zu bildlichen Darstellungen in der Schrift. Hier lächelt es (^.^) japanisch, dieser Chinese dagegen ist ~_~ böse.

"Im Vergleich zum Westen gibt es Unterschiede bei der Benutzung von Symbolen", sagt Tao Lifan, Direktor des Zentrums für Volkskulturstudien an der Minzu Universität in Peking, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. "In der chinesischen Schrift werden sehr viele Zeichen benutzt, um Gefühle auszudrücken, weil sie sich von Bildern und nur teilweise von der Aussprache entwickelt haben. Westliche Wörter haben diese Funktion nicht." Die Ähnlichkeiten zwischen China und Japan sind deswegen so groß, weil auch Japaner unter anderen alte chinesische Zeichen benutzen.

Die Augen sind bei Chinesen entscheidender als der Mund, weil es sich für Chinesinnen traditionell nicht ziemte, beim Lachen die Zähne zu zeigen. "In der Vergangenheit gab es solche Beschränkungen für Frauen", sagte der Forscher. "Ein Lächeln ohne die Zähne zu zeigen, galt als elegant und reserviert. Es wurde als schön empfunden. Somit war es eine Frage der Ästhetik." Die Anforderung galt aber nicht für Männer, was aus seiner Sicht den niedrigeren Status der Frauen demonstrierte. Heute ist die Etikette längst nicht mehr so eng.

Wahres Lachen sehen Chinesen vor allem in den Augen, weniger am Mund. "Es ist eine Lebenserfahrung, dass Gefühlsregungen vom Ausdruck der Augen beurteilt werden", findet Tao Lifan. "Wenn jemand nicht glücklich oder unzufrieden ist, blinzelt er etwas oder zeigt mehr das Weiße in den Augen. Es gehört einfach zum Gesichtsausdruck." Die Emoticons beschreibt der Forscher als "moderne Kreationen" oder ein Stück Popkultur: "Das ist etwas für junge Leute. Junge Leute sind fließend in der Benutzung dieser Symbole, kennen jeden einzelnen." (dpa/tc)