CW-Kommentar

Scharfer Sex im Server-Raum

27.12.2010
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.
Vorstände haben wenig Zeit für die schmutzigen kleinen Details der IT-Strategie.
Karin Quack, COMPUTERWOCHE-Redakteurin
Karin Quack, COMPUTERWOCHE-Redakteurin
Foto: Karin Quack

Wenn man den CIOs glauben darf, wird die COMPUTERWOCHE auch von den Unternehmensvorständen gelesen. Zumindest teilweise. Also eigentlich nur die Überschriften. Was an sich schon jammerschade ist, denn die sollen ja nur Appetit auf den ganzen Artikel machen. Schlimmer noch! Auf diese Weise bekämen die Topmanager auch einen völlig falschen Eindruck von der Realität der Informationstechnik, klagen die CIOs. Anstatt sich auf eine detaillierte Erörterung des Für und Wider einzulassen, nehmen sie nur die häufig polarisierenden Eyecatcher wahr, speichern Reizbegriffe wie "Cloud Computing" oder "Bring your own Device" ab und werfen sie bei passender Gelegenheit in die Diskussion.

So sehen sich die CIOs mit Vorständen konfrontiert, die jedes Hype-Thema "kennen", ohne wirklich informiert zu sein. Und die Innovationen am liebsten gestern schon im Unternehmen umgesetzt hätten - vor allem, wenn sie Zeit- und Kostenersparnis, also Effizienzgewinn, versprechen. Wer auf dieses Ansinnen mit "Geht nicht!" antwortet, wird als Fortschrittsbremse hingestellt, klagen die CIOs. Die IT gelte fast überall als zu langsam, zu teuer, zu unflexibel. "Unrealistische" Erfolgsmeldungen aus den Anwenderunternemen und euphorische Versprechungen der Herstellerseite in 50-Punkt-Lettern bekräftigten die Vorstände in dieser Auffassung.

Das ist wohl eher kein Problem der COMPUTERWOCHE-Überschriften. Viele Führungskräfte haben oder nehmen sich nun einmal nicht die Zeit für die schmutzigen kleinen Details. Die würden sie wahrscheinlich nur bei der Entscheidungsfindung behindern: "I’ve made up my mind, don’t confuse me with the facts." Trotzdem geloben wir feierlich Besserung: Wir werden künftig noch peinlicher darauf achten, dass die Überschriften den Tenor des Artikels widerspiegeln. Andererseits … Wie haben wir es eigentlich geschafft, dass Sie diesen Kommentar bis zum Ende gelesen haben?