SAP will Oracle-Deal mit der US-Luftwaffe anfechten

02.11.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - SAP will gegen die Vergabe eines öffentlichen Softwareprojekts in den USA vorgehen. Oracle hatte in der vergangenen Woche gemeldet, die Ausschreibung für das Expeditionary Combat Support System (ECSS) der US-amerikanischen Luftwaffe gewonnen zu haben. Im Rahmen dieses rund 88,5 Millionen Dollar teuren Vorhabens sollen rund 500 Legacy-Systeme durch eine einheitliche Supply-Chain-Management-Lösung (SCM) von Oracle abgelöst werden.

Nachdem Oracle den Zuschlag erhalten hatte, hat SAP über seine US-Niederlassung einen formalen Protest gegen die Vergabe beim Government Accountability Office (GAO) eingereicht. Die unabhängige Aufsichtsbehörde soll die Vergabepraxis dieser Ausschreibung untersuchen. SAP zufolge erfülle die eigene Lösung die im Rahmen der Ausschreibung eingeforderten Kriterien, was Funktionsumfang und Sicherheit anbelangt, besser als die Oracle-Lösung. Dies hätten auch die verantwortlichen Stellen der US-Airforce in einem Schreiben bestätigt. Darum sei unverständlich, warum Oracle den Zuschlag erhalten habe.

Wir streben eine formale Untersuchung des Vergabeprozesses an, erklärte Steve Peck, President des Bereichs Public Services von SAP in den USA. Oracle will sich indes durch den Einspruch nicht aus der Ruhe bringen lassen. Man gehe von einer erfolgreichen Zusammenarbeit mit der Luftwaffe und den beteiligten Implementierungspartnern aus, hieß es von Seiten Oracles.

Die Airforce-Verantwortlichen müssen bis Ende November zu ihrer Vergabepraxis Stellung nehmen. Dann haben SAP und Oracle zehn tage Zeit auf diese Stellungnahme zu antworten. Die Aufsichtsbehörde wird ihr Urteil vermutlich bis Anfang Februar kommenden Jahres fällen. Allerdings ist der Spruch der GAO nicht rechtlich verbindlich, sondern hat nur Empfehlungscharakter. In aller Regel befolgten Behörden diese Empfehlungen, verlautete aus GAO-Kreisen. Dies könnte bedeuten, dass der Softwareauftrag erneut ausgeschrieben werden müsste. (ba)